Männlich/weiblich, hetero-/homosexuell, Migrant_in/Nicht-Migrant_in, eigen/fremd, arm/reich, oben unten, gesund/krank, jung/alt etc. – Unterscheidungen prägen die Wahrnehmung von Menschen. Mit jeder Unterscheidung sind soziale Zugehörigkeiten und Ausschließungen verbunden und zu jeder Gruppe existieren klare Vorstellungen, wer und wie ihre Angehörigen (nicht) „sind“. Diese Vorstellungen strukturieren nicht nur alltägliche Interaktionen, sondern ebenso gesellschaftliche (Status-)Positionen in maßgeblicher Weise.

Im Seminar werden theoretische Konzepte diskutiert, welche diese alltäglichen Differenzierungen im Kontext gesellschaftlicher Macht- und Dominanzverhältnisse reflektieren. Die theoretischen Ansätze sollen eine Möglichkeit bieten, den eigenen Alltag genauso wie professionelle Interaktionen differenzierter betrachten zu können. Thema des Seminars sind insbesondere Uneindeutigkeiten und Vermischungen, etwa von Kulturen (kulturelle Hybridität) oder von männlich/weiblich codierten Eigenschaften in einer Person (queer studies). Ebenso wird die eindeutige Zuordnung von Menschen zu bestimmten Kategorien bzw. Gruppen reflektiert und die Verwobenheiten der Kategorien ‚gender‘, ‚race‘ und ‚class‘ analysiert (Intersektionalität): Ist es möglich, von ‚den Frauen‘ zu sprechen, ohne ‚Migration‘ und ‚soziale Schicht‘ zu berücksichtigen? Schließlich spielt der Zusammenhang zwischen Differenzierungen und sozialen Ungleichheiten eine zentrale Rolle: Wie kommt es, dass aus Differenzierungen soziale Ungleichkeit und verwehrte Chancen entstehen?

Das Seminar bietet eine Einführung in die theoretischen Grundlagen zu sozialen Differenzierungen und soll dadurch ermöglichen, eigene und fremde Perspektiven auf Differenz sowie die damit verbundenen Konsequenzen für Soziale Arbeit zu verstehen. Die Erarbeitung dieser Grundlagen geschieht durch intensive Textarbeit und Diskussionen im Seminar (Kleingruppe und Plenum). Voraussetzung für 3 KP ist deswegen die regelmäßige und gründliche Textlektüre als Vorbereitung zum Seminar, die Beteiligung an den gemeinsamen Diskussionen und die Zusammenfassung des Gelernten in Form eines Lerntagebuchs.

Sollte das Seminar pandemiebedingt digitalisiert stattfinden, soll die Diskussion nicht darunter leiden. Meine Erfahrungen aus dem Sommersemester haben gezeigt, dass folgendes Format gut funktioniert: Die Stunde beginnt mit einer halbstündigen Kleingruppendiskussionen über das Videoportal jitsi, der anschließende Austausch mit dem Gesamtseminar und mir als Dozentin findet über wechselnde schriftliche Formate (Foren, Etherpads, chat) statt. Das funktioniert am besten synchron, weil sich dann ein gemeinsamer Austausch und Erkenntnisgewinn entwickeln kann – aber selbstorganisierte Kleingruppen zu anderen Zeiten sind nach Absprache gerne möglich. Inputs von mir sind vorab als audio oder Video abrufbar. Gemeinsame Videochats im gesamten Seminar sind nicht geplant, weil hier der Austausch nicht gut funktioniert. Voraussetzung für die unbenoteten KPs im digitalisierten Format ist es, dass Sie jede Stunde mindestens einen Beitrag in diesen Austauschformaten formulieren.


Interviews stellen sowohl für Qualifikationsarbeiten während des Studiums als auch für sozialwissenschaftliche Forschungsarbeiten eine wesentliche Datengrundlage dar. Dabei existieren verschiedene Formen qualitativer Interviews: je nach Zielsetzung eines Forschungsprojektes macht es beispielsweise Sinn, in Interviewsituationen selbst mehr oder weniger Steuerung vorzunehmen.
Im Seminar werden die verschiedenen Erhebungsverfahren besprochen und vorgestellt, Interviewsituationen durchgespielt und Auswertungsverfahren erprobt. Konkret geschieht dies durch kleine Interviewstudien, die jeweils in Arbeitsgruppen durchgeführt werden.