Sprachkritik ist mehr als eine Kritik der Sprache. Sie ist Erkenntniskritik, Sprachpflege – und ebenso äußerst beliebtes Vehikel von Kulturkritik. Darin ist sie immer auch Spiegel ihrer Zeit, wird sie doch stets von gesellschaftlichen Veränderungen (wie etwa im Fall der Diskussion um das „Kiezdeutsch“) und medientechnischen Entwicklungen (Presse, Fernsehen, Internet) provoziert. Unbeachtet bleibt allerdings häufig der produktive Einsatz sprachkritischer Verfahren in der Literatur. Hier liegt der Schwerpunkt des Blockseminars.

Entlang ausgewählter sprachkritischer Texte soll in gemeinsamer Lektüre erstens die Geschichte der Sprachkritik nachgezeichnet und die Bedingungen der Möglichkeit von Sprachkritik untersucht werden. In einem zweiten Schritt sollen insbesondere solche Texte gelesen werden, die sprachkritische Reflexionen als Gelegenheit zur literarischen Innovation nutzen. Ist doch eine Sprachkritik im Medium der Sprache ein prekäres Projekt, das mit Paradoxien umgehen muss. Wie soll man sich überhaupt Sprachkritik in der Sprache vorstellen? Welche literarischen Gattungen bieten sich für sprachkritische Interventionen an? Bringt Sprachkritik gar eine eigene Literatur hervor? Am Beispiel ausgewählter Text u.a. von Karl Kraus, Elfriede Jelinek, Uwe Nettelbeck und Rainald Goetz sollen diese Fragen diskutiert werden.