Gegen Ende des 19. Jahrhunderts suchte der nordamerikanische Industriekapitalismus erstmals die Unterstützung organisierter Forschung. Es zeigte sich eine Innovations- und Investitionsbereitschaft, die in eine Institutionalisierung des Verbunds von Wissenschaft, Technik und Industrie mündete. Ein Ergebnis war die Etablierung des Industrieforschungslabors In dieser Zeit wurden Labore in auffälliger Konzentration gegründet, wie etwa 1876 Thomas Edisons Menlo Park, 1881 das der American Bell Telephone Company, 1890 durch Eastman Kodak oder 1896 General Electric, und 1903 durch ihre Konkurrenten Westinghouse.
Lenkt man die Aufmerksamkeit auf diese Labore und versteht sie als Emergenzraum neuer technischer Medien, treten neue Erkenntnisse für die Mediengeschichtsschreibung deutlich hervor. Die Geschichte von Innovationen wie Telefon, Telegraf, Fotokamera oder Phonograph wird nicht durch ihren gesellschaftlichen Diskurs oder durch eine Chronologie von Erfindungen rekonstruiert, sondern erfährt eine Lokalisierung, die das Labor als Produktionsort in den medienhistorischen Blick nimmt. Zum einen werden dort orts- und situationsgebundene Praktiken sichtbar, die für die Konstitution der heute universell erscheinenden Medientechnologien verantwortlich waren. Zum anderen zeigen sich dort viele weitere mediale Techniken, wie etwa die Verfahren der Patentierung, Standardisierung Bürokratisierung und Infrastrukturierung, die als wirkmächtige Größen zur selben Mediengeschichte gehören.
- Dozent/in: Hendrik Bender
- Dozent/in: Christo Hatzigiakoumis
- Dozent/in: Nadine Taha