Der französische Staatschef, Nicolas Sarkozy, posiert als romantischer
Liebhaber. Wladimir Putin lässt sich gerne mit nacktem, muskulösem
Oberkörper abbilden. Der US-amerikanische Vorwahlkampf der Demokraten
zwischen Hillary Clinton und Barack Obama polarisiert die Kategorien
Geschlecht versus Ethnizität. Derweil versucht Angela Merkel, in ihrem
öffentlichen Auftritt weitestgehend ‚geschlechtslos’ zu erscheinen.
Doch die BILD macht sie zur „Miss World“, nachdem sie den G8-Gipfel
erfolgreich gemanagt hat.


In diesem Projekt wollen wir uns systematisch mit der Frage
auseinander setzen, in welcher Weise mediale Repräsentationen von
Politikern und Politikerinnen heute geschlechtsgebunden sind, wie das
politische Spitzenpersonal als Männer und als Frauen dargestellt
werden. Der Anteil von Frauen in hohen und höchsten politischen Ämtern
hat deutlich zugenommen. Ältere Befunde der Nicht-Wahrnehmung und
Trivialisierung von Frauen in der medialen Darstellung können also
heute als Interpretation nicht mehr zufrieden stellen. Vielmehr gilt
es, differenzierter zu analysieren, ob und in welcher Weise dem
Medienbild ein gender bias zu Grunde liegt und in welcher Weise
Männlichkeit und Weiblichkeit im journalistischen Produktionsprozess
hergestellt wird.


Im Projekt werden wir uns im ersten Schritt theoretische Grundlagen
der kommunikationswissenschaftlichen Geschlechterforschung aneignen und
uns mit unterschiedlichen empirischen Methoden der Text- und
Produktionsanalyse vertraut machen. Die Veranstaltung steht in
Verbindung mit meinem Forschungsprojekt „Spitzenfrauen im Fokus der
Medien“, das die Medienberichterstattung über Politikerinnen und
Politiker in Deutschland systematisch untersucht.


Ergänzend dazu wollen wir im Lehr-/Forschungsprojekt auch einen
Blick auf ausgewählte europäische (und evt. außereuropäische) Staaten
werfen und dort exemplarisch die Herstellung und diskursive Verhandlung
geschlechtsgebundener Medienbilder von PolitikerInnen betrachten. Eine
besondere Rolle wird dabei die Herstellung und Aushandlung von
PolitikerInnen-Images im Internet spielen.


Die Ergebnisse des Projektes sollen als multimediale Plattform
veröffentlicht werden. Forschungssynopsen sind ebenso möglich wie
exemplarische oder systematische Medienanalysen.

Zur Vorbereitung: Die website www.portrayingpolitics.org gibt einen
guten ersten Einblick in den europäische n Forschungsstand sowie die
journalistische Praxis