Film ist ein Zeitmedium. Seine Bilder ziehen unaufhaltsam vorüber. Im Kino erleben wir Zeit auf eine Weise, die uns im Alltag unmöglich ist: Wir können an mehreren Orten gleichzeitig sein, in Sekundenbruchteilen zwischen Epochen springen, wir können dem Gras beim Wachsen oder Molekülen beim Zerfall zusehen – oder all das in umgekehrter Reihenfolge. Zeit ist daher die entscheidende medienästhetische Dimension des Films. Filme haben nicht nur eine messbare Dauer, sondern schaffen und gestalten ihre eigene Zeit: Sie dehnen und raffen, springen und schneiden, zerstückeln und fügen Zeiträume neu zusammen. Die Vorlesung „Filmzeit“ möchte dem Film dabei zuschauen, wie er Zeit generiert, manipuliert, repräsentiert und dekonstruiert: von der Dauer der einzelnen Einstellung über die Zeit der Narration bis hin zur Mikrozeit digitaler Bilder. Im Zentrum stehen Filme, die auf besonders ungewöhnliche, komplexe oder intensive Weise Zeit erfahrbar machen. Dazu werden filmtheoretische und -philosophische Ansätze vorgestellt, die das Medium Film als Zeitbild verstehen. So werden wir mit der Zeit lernen, was Film ist – und mit dem Film, was Zeit ist.
- Dozent/in: Martin Siegler