Sich mit der Kunstausbildung zu beschäftigen, bedeutet zu fragen, wie Kunstwerke entstehen, wie Kunst zu Kunst und Künstler:innen zu Künstler:innen werden. Welche Praktiken in der Kunstausbildung zum Einsatz kommen, ist insbesondere seit dem 20. Jahrhundert eine höchst interessante Frage: Denn die Konzeption von Avantgarde als stetige Grenzüberschreitung sowie das «Deskilling» – die Abnahme der Wichtigkeit oder gar Negation von handwerklichen Fertigkeiten – stehen konträr zu einer standardisierten Ausbildung, die Normen und Techniken vermittelt. Das «Deskilling» hat die populäre Annahme, Kunst zu schaffen sowie Künstler:in zu sein könnte weder gelernt noch gelehrt werden, noch einmal befördert. Gefordert ist folglich die Klärung, welche Praktiken zum Einsatz kommen, wenn curriculare Festschreibungen und handwerkliches Training dem vorherrschenden Künstler:innenbild widersprechen und wie das «Künstlerwissen» (Tom Holert) der Gegenwart gestaltet sein könnte.
Im Fokus des Seminars stehen Texte zur Kunstausbildung der letzten Jahrzehnte, die sich insbesondere mit der Internationalisierung und Politisierung von Kunsthochschulen sowie der Etablierung neuer Medien und der wachsenden Wichtigkeit von Theorie seit den 1960er und 1970er Jahren beschäftigen. Im Zentrum stehen jeweils die Fragen: Was wird gelehrt/gelernt? Was gilt als künstlerische Kompetenz? Welche Künstler:innenrolle wird vermittelt?