Das Brettspiel stellt eine der ältesten Ausdrucksformen des menschlichen Spieltriebs überhaupt dar: Es begegnet uns durch die Jahrtausende hinweg in nahezu allen Zivilisationen, ermöglicht ästhetische Erfahrungen, eröffnet ein Spannungsfeld für systemische Auseinandersetzungen und vermittelt Regelhaftigkeiten, die die Welt an ihrem jeweiligen Ort, in ihrer jeweiligen Zeit und in ihrer jeweiligen Gesellschaft spiegeln. Brettspiele sind daher mehr als bloße Freizeitaktivitäten; sie produzieren Bedeutungen und reflektieren soziale Dynamiken. Somit „bietet die Entwicklung moderner Brettspiele mit ihrer Dimensionierung von Zufällen und Spielsystemen eine Gelegenheit, Prozesse der Teilhabe und Interaktion neu zu modellieren“ (Bogen 2022, 226)​.

Auf diese Weise werden auch Narrative, Mechaniken und ästhetische Gestaltung auf spezifische und interaktive Weise miteinander verknüpft. Dabei tragen Sie durch ihre distinkte Medialität (Interaktivität, Haptik, Aleatorik, soziale Aushandlungsprozesse) dazu bei, „inhaltlich relevante Diskurse zugänglich und nachvollziehbar zu machen“ (Brenner 2022, S. 32)​. Sie fungieren als Medien, die Themen und Ideen nicht nur repräsentieren, sondern auch aktiv verhandeln.

Das Seminar untersucht die Rolle von Brettspielen als Vermittler von kulturellen Bedeutungen durch die ihr zu Eigen liegende Prozeduralität und Medienspezifik. Ein besonderer Fokus rückt dabei auf Spiele, die im Spannungsfeld von Inter- und Transmedialtät liegen. Inspiriert von Paul Booths Board Games as Media (2001) wollen wir untersuchen, wie sich Brettspiele in Medienkulturen verorten, d. h. welche Spuren anderer Medien sie in sich tragen und wie sie über mediale Grenzen hinausreichen. Wir möchten dabei insbesondere Adaptionsprozesse in den Blick nehmen, transmediale Erzählstrukturen (Jenkins 2006) fokussieren und die Rolle der Materialität von Brettspielen (GamesCoop 2020) berücksichtigen. 

Achtung: Das Seminar setzt eine aktive Teilnahme voraus! Das bedeutet nicht nur, dass Sie sich dazu verpflichten, regelmäßig aktiv an den Sitzungen teilzunehmen, sondern auch, die Texte zu lesen und die Brettspiele (mit einem analytischen Fokus) zu spielen. Eigene Impulse zur Gestaltung der Lehrinhalte sind gewünscht und herzlich willkommen.