
Schlendert man heute durch große (oder auch kleine) Buchhandlungen fällt auf, dass das Panorama aus Büchern, das sich dort bietet, immer bunter wird. Die Umschlaggestaltung wird häufig farbenfroher, Farbschnitte machen die Gestaltung aufwendiger, vielfach lachen uns Sticker entgegen (Bestseller, Bestseller-Autor, bekannt von Amazon Prime etc.). Hier ist der Buchdeckel nicht mehr nur eine Verpackung, die die Erzählung enthält und die Seiten vor Schmutz und unsachgemäßem Transport schützt. Der Umschlag leistet viel mehr: Hinweise auf wichtige Narrative oder Figuren (Mordermittlung oder Liebesgeschichte), Einordnung in ein Genre (Fantasy oder Chick-Lit), Bekanntheit und Erfolg von Autoren, Verarbeitung in anderen Medien usw. Das wird zum Designobjekt und deshalb auch zunehmend als Einrichtungsgegenstand verstanden, der etwas über den Besitzenden/Lesenden mitteilen soll.
Das Seminar will diesen Phänomenen der Umschlaggestaltung von populärer Literatur nachgehen. Zum einen wollen wir im Laufe des Seminars mithilfe der Forschung zu Paratexten, Semiotik und Buchwissenschaft Beschreibungsebenen unterscheiden und geeignete Begriffe identifizieren. Unter anderem fragen wir uns: Welche Art von Zeichensystem ist der Buchumschlag? In welchem Verhältnis stehen diese Zeichen und deren Semantik zum Inhalt des Buches? Welchen Einfluss hat Popularität, also die Beachtung durch viele, auf die Gestaltung von Büchern? Zum anderen wollen wir diesen theoretisch-methodischen Zugang mit aktuellen Beobachtungen und Materialien aus dem Buchmarkt (z.B. Cover, Werbematerial) und aus Social Media (z.B. bookshelf tours, #booktok) verbinden, die Sie selbst auswählen sollen.
Diese gemeinsame Diskussions- und Analysearbeit soll am Ende des Semesters in einer studentischen Tagung gebündelt werden, bei der sich alle Seminarteilnehmer:innen einbringen sollen (z.B. durch Vortrag, Diskussionsleitung, Organisation). Im Rahmen von kurzen Vorträgen sollen Sie selbst gewähltes Material mithilfe der Forschung präsentieren und im Anschluss mit den Kommiliton:innen diskutieren. Ganz so wie bei einer ‚echten‘ wissenschaftlichen Tagung – eben nur in einem experimentellen Rahmen und unter uns.
- Dozent/in: Theresa Specht