Das Seminar behandelt Kulturpraktiken sog. „postmigrantischer“ Communities auf Social Media (v.a. YouTube) – ein Begriff, welcher der deutschen Migrationsforschung entstammt und aktuell sozialpolitisch wie wissenschaftlich Konjunktur erlebt. Es wird untersucht, inwieweit das kulturelle Schaffen postmigrantischer Akteure (etwa in Form von Musik, Film und Theater) zu einer Aushandlung von Identität beiträgt, bei der es nicht selten um Bewältigungsstrategien von Komplexität geht, der sie als Grenzgänger (Susan Leigh Star) ausgesetzt sind. Grenzgänger ("marginal people") zeichnen sich dadurch aus, dass sie weder das eine noch das andere sind – oder mit Star: sowohl als das eine als auch das andere „durchgehen“.
Die Konzentration liegt exemplarisch auf mediale Praktiken der Nachfahren türkischer „Gastarbeiter:innen“. In ihnen spielen u.a. Themen der Identität, Fremdheit und Heimat eine zentrale Rolle. Es wird den Fragen nachgegangen: Welche Formen des Selbstverständnisses manifestieren sich in dem Schaffen der Migranten(enkel-)kinder? In welchen unterschiedlichen Sphären bewegen sich die Akteure (Familienkommunikation, Kontakte zum Herkunftsland der Eltern, Beruf, Freundeskreis) und inwiefern trägt dies zur Formung vielfältiger, neuer Identitäten bei? Wie gehen Postmigrant:innen mit gesellschaftlich kontroversen Themen wie Rassismus und Diskriminierung in ihrer medialen Präsenz um und wie wirken sie dadurch umgekehrt auf die gesellschaftlichen Diskurse ein (z.B. über Migration, Integration, Teilhabe, Extremismus)?
- Dozent/in: Rukiye Canli