“If I throw a ball at you I don't expect you to drop it and wait until it starts telling stories.” Mit diesen polemischen Worten führte Markku Eskelinen im Jahr 2001 eines der meistzitierten Argumente in eine teils emotional geführte Diskussion ein, die auch heute noch die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit digitalen Spielen prägt. Es geht um die sogenannte ‘Ludologie vs. Narratologie’-Debatte, einen vielbeschworenen Gründungsmythos der damals noch jungen Disziplin der Game Studies. Das Seminar zielt darauf ab, diese historische Debatte aus einer medienpädagogisch informierten Perspektive nachzuvollziehen. Dabei werden die Teilnehmenden des Seminars dazu angeregt, die Dynamik zwischen erzählerischen und spielerischen Elementen in digitalen Medien zu reflektieren und zu untersuchen, inwiefern sich diese Unterscheidung innerhalb einer bestimmten Wissenschaftscommunity manifestiert. Ziel ist zum einen eine Sensibilisierung für den Gegenstand selbst: Es soll ein vertieftes Verständnis dafür entwickelt werden, wie Geschichten in digitalen Umgebungen konstruiert, erlebt und beeinflusst werden können. Darüber hinaus soll exemplarisch aufgezeigt werden, wie sich Beobachtungen dieser Art in (hochschul-)politischen Positionen niederschlagen und Argumente rund um die Diskussion von Computerspielen als Kulturgut hervorbringen. Es stellt sich darüber hinaus die Frage, ob so auch eine Lanze für Games mit pädagogischem Mehrwert gebrochen werden kann.
Neben der Lektüre exemplarischer Texte aus der ‘Ludologie vs. Narratologie’-Debatte und der Analyse entsprechender Fallstudien werden die Studierenden lernen, wie digitale Spiele und Erzählungen konzipiert sind, welche Rolle Interaktivität spielt und wie diese Medien genutzt werden können, um komplexe Themen und Perspektiven zu vermitteln. Die Teilnehmenden werden dazu angehalten, sowohl die technischen als auch die inhaltlichen Aspekte digitaler Erzählformate zu verstehen, kritisch zu hinterfragen und die pädadogischen Konsequenzen aus diesen Beobachtungen zu erfassen.
- Dozent/in: Hanns Christian Schmidt