Musik und das Wissen über sie wurde seit jeher versucht festzuhalten: in Noten, Lexika, Büchern, Instrumenten, Archiven, Clouds, in der Architektur. Es wurde mündlich weitergegeben, in Gesten oder Spieltechniken verkörpert, in Lehrwerke überführt, es wurde auswendig gelernt, vorgesungen und getanzt, in Jingles verpackt, als Statue in Stein gemeißelt oder in Suchmaschinen eingespeist. Vieles ging verloren oder wurde übersehen. 

Sich mit musikbezogenem Wissen und der Frage der Speicherung zu beschäftigen, öffnet das Blickfeld nicht nur für die Musik, die gespeichert wird (oder verloren geht). Es führt uns auch zu Fragen des Speicherns und Wiedergebens an sich, zum Material auf dem gespeichert wird, zu den Akteur*innen der Musikgeschichte, die das Speichern und Erinnern (oder Vergessen) übernommen haben und letztendlich auch zum klanglich-prozesshaften Spezifikum von Musik, das sich dem Speichern zu entziehen scheint. 

In diesem Kurs beschäftigen wir uns anhand zentraler historischer und aktueller Ereignisse mit den Praktiken, Räumen, dem Material und den Akteuer*innen des Speicherns von musikbezogenem Wissen. Einen Schwerpunkt legen wir auf das Musikmachen an sich und fragen, wie das künstlerische Handeln selbst Wissen speichert. Das, was Musiker*innen tun, passiert nämlich nicht willkürlich oder als bloße Imitation, sondern ist strukturiert und wissensbasiert. Gleichzeitig entzieht sich dieses Wissen oft einer allgemeinen Überprüfbarkeit. Entscheidungen können unausgesprochen, intuitiv oder auf der Basis eines körperlichen Dialoges getroffen werden.