Die Frage «Was ist eine Ausstellung?» scheint zunächst leicht beantwortbar: In Bezug auf die bildende Kunst bezeichnet der Begriff einen Ort, wo künstlerische Arbeiten – oft für eine begrenzte Dauer – gezeigt werden. Diese definitorische Formel findet in unterschiedlichen Sprachen ein Echo. Ähnlich wie im Deutschen bezeichnen auch die englische «exhibition», die französische «exposition» und die italienische «mostra» Situationen, in denen etwas in Erscheinung tritt; Räume, in denen etwas sichtbar wird.

Wer in die jüngere Geschichte und Theorie der (Kunst-)Ausstellung einsteigt, merkt jedoch schnell, dass es sich dabei um alles andere als neutrale oder passive Bühnen des Sichtbarmachens von Kunst handelt. Als zentrale Komponenten des gegenwärtigen Kunstbetriebs nehmen Ausstellungen großen Einfluss auf die Kunst und Kunstgeschichtsschreibung: Sie sind Orte, wo institutionelle und künstlerische Interessen aufeinandertreffen; sie bilden soziale Räume, die eng verstrickt sind mit gesellschaftspolitischen Bedingungen; sie stellen sich als entscheidende, ‘historische’ Momente in Karrieren von Künstler*innen und Kurator*innen heraus; ihre Erscheinungsformen sind mittlerweile so vielfältig wie die Kunst, die sie auftreten lassen. Kurzum: Ein Verständnis für die Eigenlogiken des Ausstellens zu entwickeln, ist für die Kunstgeschichte grundlegend. 

Den Komplex «Ausstellung» wollen wir im Seminar anhand der Besprechung einer Auswahl an Kunstausstellungen, die in Deutschland seit dem Jahr 1980 stattgefunden haben, greifbar machen. Ziel der Lehrveranstaltung ist es einerseits, dass sich Studierende so einen Einblick in die jüngste Ausstellungspraxis in Deutschland erarbeiten. Andererseits soll das Seminar die Möglichkeit bieten, den wissenschaftlichen Umgang mit ausstellungstheoretischen Fragen und ausstellungsgeschichtlichen Zugriffen zu erproben.