„Cyberfeminism is not about boring toys for boring boys“ lautet eine von vielen Anti-Thesen, die 1997 auf der „First Cyberfeminist International“ auf der documenta X in Kassel veröffentlicht wurden. Mit ihrem Manifest entwarfen Cyberfeminist*innen einen ‚neuen Feminismus‘ für das 21. Jahrhundert und für die Bedingungen digital vernetzter Informationstechnologien. 25 Jahre später prägen Neoliberalismus, Sexismus und Rassismus die digitale Kultur und überlagern sich mit gegenwärtigen Krisen wie der Klimakatastrophe. Aktuelle technofeministische Ansätze erweitern cyberfeministische Strömungen der 1990er Jahre um neue Dimensionen der Diskriminierung und Ausbeutung.
Cyber- und Technofeminismus sind feministische Bewegungen und Theorieströmungen, die sich kritisch mit den Beziehungen zwischen Gender und Technologie auseinandersetzen. Sie adressieren Ungleichheiten und zielen auf einen inklusiven und gerechten digitalen Raum.
In diesem Seminar setzen wir uns mit den Verbindungen zwischen Feminismus und Technologien, konkret mit cyber- und technofeministische Theorien und Praktiken in Medien und Kunst auseinander. Uns beschäftigen Themen wie feministische Kritik an Technologie und digitaler Kultur, die Rolle von Frauen und marginalisierten Positionen in der Technikgeschichte, die Relationen zwischen Technologie(n) und menschlichen und mehr-als-menschlichen Körpern, die Verwendung digitaler Medien für cyber- und technofeministischen Aktivismus und künstlerische Praktiken und die Reflektion der Relationen von Gender und Technologie in Medien und Kunst. Dabei reflektieren wir Medien und Technologien als einbettet in machtpolitische, materialistische, ästhetische und ethische Bedingungen ihrer Entstehung und verschränken die Frage nach dem Verhältnis von Gender und Technologie(n) auch mit Ökologie und Ökonomie. Gemeinsam analysieren wir kritische, spekulative und queere Positionen aus Medien, Kunst und Aktivismus.
Ziel des Seminars ist die Auseinandersetzung mit kulturwissenschaftlichen Medientheorien anhand der Beschäftigung mit cyber- und technofeministischen Theorien und der Analyse der mit diesen verschränkten Praktiken in Medien und Kunst. Gemeinsam lesen wir zentrale Texte u. a. von Donna Haraway, Judy Wajcman, Sadie Plant, Rosi Braidotti, Sarah Sharma, Cornelia Sollfrank, Karin Harrasser, Legacy Russell und verbinden sie mit künstlerischen Positionen wie #purplenoise, VNS Matrix, Mary Maggic und vielen mehr. Mit Fokus auf Techno-Öko-Feminismus, Glitch Feminism, Data Feminism, Platform Feminism, Transhackfeminism analysieren wir auch wie sich der Cyber- und Technofeminismus stetig weiterentwickelt.
Eine Exkursion in das MGK Siegen mit Besuch der Sonderausstellung „Katja Novitskova. Augen der Welt“ ist Teil des Seminars. Die Künstlerin Katja Novitskova thematisiert digitale Abbilder der Natur, bildgebende Verfahren, Relationen zwischen Organischem und technologischen Prozessen sowie von Technologien und planetaren Skalierungen. Das Seminar beinhaltet auch ein Screening des Films „Donna Haraway: Storytelling for Earthly Survival“.
- Dozent/in: Magdalena Götz