Ziel der Vorlesung ist es, prominente Techniktheorien im Kontext kultur- und medienwissenschaftlicher Positionen vorzustellen. Uneinigkeit herrscht allerdings schon bei dem Versuch, „Kultur“, „Technik“ und „Medien“ zu definieren bzw. Medium und Technik, Kultur und Natur, Mensch und Tier, Mensch und Ding oder Mensch und Maschine klar voneinander abzugrenzen. Was ist beispielsweise ein Medium: Luft (Aristoteles), ein Stuhl (McLuhan), Liebe (Luhmann), ein Fußball (Flusser), Elefant und Dromedar (Virilio)? Oder doch eher Grammophon, Film, Typewriter (Kittler)? Anders gefragt: Sind auch Kultur und Technik letztes Endes ,natürlich‘, weil sie von Menschen, also Naturwesen, geschaffen wurden und den Naturgesetzen unterworden sind (so die These von Birgit Recki)? Oder muss man umgekehrt, Hegel updatend, gerade sagen: Technik, v.a. die digitale, ist längst zur „dritten Natur“ geworden, die uns sozusagen in Fleisch und Blut übergangen ist (so die These von Alexander Kluge)?

In der Vorlesung geht es darum, heterogene Wissensprozesse auf der Ebene von Produktion, Distribution, Rezeption und Institution zu vermitteln. Mittels eines integrativen Ansatzes werden dabei methodische, analytische und historische Aspekte zusammengeführt. Damit ergeben sich als Schwerpunkte u.a.: Sinne als ,Basismedien‘; Kulturtechniken von Raum und Zeit; Medien- und Technikkritik; Gedächtniskulturen; Liebe im technischen Zeitalter; digitale Netzwerke und Datenkapitalismus. Die Vorlesung bezieht aktuelle gesellschafts- und ideologiekritische Analysen ein, die selbst aber auch wieder kritisch zu prüfen sind. Vor den gegenwärtigen Problemlagen möchte sich die Vorlesung also ausdrücklich nicht verschließen: Anthropozän und Klimakrise, Kriegsbilder und Bilderkriege sowie globalisierte Netzwerke in Zeiten der Corona-Pandemie.