Die drei großen italienischen Mafien (Cosa Nostra, Ndrangheta, Camorra) sind vor allem Monopolisten der Vermittlung. Alle drei sind im Zug der italienischen Nationalstaatsbildung entstanden und haben die Transformation eines post-feudalen Landes und einer weitgehend segmentären Gesellschaft für ihren Vorteil genutzt. Dafür mussten sich die Mafien zugleich legitimieren: durch Rückhalt in ihrem Territorium, durch das Phantasma sozialen Rebellentums, durch Rückgriff auf religiöse und kulturelle Traditionen. Diese Legitimationsstrategien in Kult, Literatur, Musik, Film, aber auch im Internet, sollen im Zentrum unseres Seminars stehen. Anhand ihrer wollen wir die Geschichte und soziale Rolle der Mafia besser verstehen. Zugleich wollen wir uns den Rückkopplungseffekten zwischen Mafiakultur und Populärkultur widmen.
Empfohlene Literatur zum Einstieg: Alles von Roberto Saviano und Leonardo Sciascia (besonders aber: „Il giorno della civetta“/ „Der Tag der Eule“); die Serie „Gomorrah“; der Roman „I Beati Paoli“ von Luigi Natoli mit dem Vorwort Umberto Ecos; oder ein Film wie „Ammore e malavita“ der Marinetti Bros. An soziologischer und sozialanthropologischer Literatur: es empfiehlt sich ein Blick in das HAU-Issue zu „Mafiacraft“ sowie in Jane und Peter Schneider, „Reversible Destiny: Mafia, Antimafia, and the Struggle for Palermo“. Aber auch eine Lektüre des Kapitels über den Kult der Madonna dell’Arco aus meinem Buch zu „Neapels Unterwelt. Über die Möglichkeit einer Stadt“ könnte den Einstieg erleichtern. Ebenfalls vielleicht mein Buch "Der Pate und sein Schatten. Die Literatur der Mafia"
- Dozent/in: Ulrich van Loyen