Wie lässt sich das erfahrbar machen, was nicht bereits in bestehende Ordnungen des Wissens, des Sprechens oder der bildlichen Repräsentation integriert ist, sondern stattdessen an den Rändern dieser Ordnungen verbleibt? Inwiefern bildet das Randständige aber auch die Grundlage für Begehren nach einem Anderen, das nicht bereits identifiziert und in einen bestehenden Diskurs eingeordnet ist? Wie bestimmt sich davonausgehend das Verhältnis von Zentrum und Peripherie, von Ein- und Ausschluss?

Das Seminar wird einerseits Schreibweisen und Darstellungsstrategien diskutieren, die das Randständige auf lokaler Ebene aufgreifen, indem sie es etwa in den Banlieues um Paris verorten: Titelgebend für das Seminar sind die Inszenierungen von Vorstadtjugendlichen in den fotografischen Tableaux vivants von Mohamed Bourouissa, deren Referenzspektrum sowohl den französischen Rapper Booba als auch Eugène Delacroix einbegreift. 
Weiterhin wird der Begriff des Randes insbesondere von einem Schreiben präsent gemacht, das sich aus heteronormativen Zuschreibungen emanzipieren und stattdessen einen Körper denken will, der sich dezidiert als grenzüberschreitend begreift: „J’écris de chez les exclues […] je ne m’excuse de rien“, manifestiert Virginie Despentes ihre Position als Schreibende und als Frau gleichermaßen und aktualisiert so ein Verhältnis aus Zentrum und Peripherie nur um es direkt wieder zu brechen. 

Über den Begriff der Périphérie soll das Seminar einen Raum öffnen, in dem Ausdrucksweisen, Ästhetiken und Figuren denk- und verhandelbar werden, die sich repräsentativen Ordnungen verwehren, indem sie über die Position der Ausgeschlossenen in die Mitte diskursiver Wirklichkeiten drängen um Ambivalenzen zu vergegenwärtigen, die sich weder am Rand, noch im Zentrum bestehender Diskurse verorten lassen.