Wir wissen aus der Alltagserfahrung, dass bewegte Bilder uns innerlich unbewegt lassen können, während unbewegte Bilder unter Umständen eine starke emotionale – also dem Wortsinn nach bewegende – Wirkung entfalten. Diese Disproportion besser verstehen zu lernen, ist das Ziel des Seminars.
Das Material unserer Untersuchungen soll von den Studierenden beigebracht werden, indem jede(r) zu Beginn ein Bild auswählt, das ihn oder sie besonders bewegt. Das können sowohl Gemälde, Fotos, Computergrafiken etc. sein als auch Film- oder Spielszenen. Denn auch bei letzteren gibt es den Effekt, dass gerade im Innehalten einer äußeren Aktion innere Bewegung ausgelöst werden kann. Kinotheoretiker Gilles Deleuze unterscheidet diesbezüglich das "Bewegungsbild" vom "Zeitbild".
Neben filmwissenschaftlichen werden wir auch zeitphilosophische, phänomenologische, kunshistorische und kognitionspsychologische Ansätze heranzihen, um deren Erklärungspotenzial jeweils an den ausgewählten Bildern zu erproben.
Als Prüfungsleistungen sollen die Teilnehmenden schließlich "Reaction Videos" produzieren, in denen sie die die bewegende Wirkung der von ihnen ausgewählten Bilder reflektieren.