Die Autobiographie prägt seit einigen Jahren literarische Diskurse. Insbesondere Auseinandersetzungen mit sozialen und kulturellen Bedingungen der eigenen Herkunft, etwa bei Annie Ernaux, Édouard Louis und Didier Eribon verzeichnen dabei immer wieder merkliche (kommerzielle) Erfolge.
Einschreibungen des eigenen Ichs haben dabei in vielerlei Hinsicht Konsequenzen für Beziehungen zwischen Text und Autor*in. Wie gelingt es, das Autor*innen-Ich als narrative Instanz glaubwürdig zu machen? Auf welche Weisen findet Subjektivierung durch autobiographisches Erzählen statt? Inwiefern kann das Autobiographische vielleicht auch eine Form der Kompensation für Verlust- oder anderweitig traumatische Erfahrungen in der eigenen Lebensgeschichte der Schreibenden bieten?

Gegenstand der gemeinsamen Arbeit im Seminar werden Varianten des Autobiographischen sein, die eine Diskussion des Genres und seiner Etablierung aus unterschiedlichen Perspektiven zulassen. Dazu gehören Praktiken des Selbstverweises („Ich“ schreiben/Subjektivierung), ästhetische und poetische Strategien zur Aushandlung der eigenen Biographie sowie intermediale Verfahren (Fotografie, Film). 

Einen Seminarplan besprechen wir in der ersten Sitzung, im Laufe des Semesters werden wir uns unter anderem mit folgenden Texten beschäftigen:

Jean-Jacques Rousseau, Les Confessions
Roland Barthes, Roland Barthes par Roland Barthes
Annie Ernaux, La honte
Hélène Cixous/Cécile Wajsbrot, Une autobiographie allemande
Film: Agnès Varda, Les Glaneurs et la glaneuse