Kinderbücher, -filme und -fernsehsendungen wirken in der öffentlichen Wahrnehmung simpel, naiv und gleichsam unschuldig. Bei genauer Betrachtung werden jedoch komplexe ästhetische und pädagogische Strukturen sichtbar. Ausgangspunkte des Seminars bilden Definitionsversuche der „Kindermedien“ unter Anwendung von Gattungs- und Genrebegriffen und ein Überblick über traditionelle Medien der Kinderkultur (etwa Bilderbücher, Hörspiele, Kindertheater). Darauf aufbauend erfolgen Analysen der spezifischen formal-ästhetischen Gestaltungen. Betrachtet werden u.a. Sprache, Motive (Schlafen, Essen, Fantasie, Identität etc.) und verschiedene Zeichensysteme (Kopplungen von Bild, Ton und Text, Strategien/Ästhetiken der Identifizierung). Von besonderer Bedeutung ist die Frage, wie und wieso Kindermedien vergleichsweise häufig in einem pädagogischen Sinne als Bildungsmedien funktionieren. Damit gekoppelt sind Probleme der Adressierung, Repräsentation und agency: Ist das Verhältnis zwischen Erwachsenen (als Produzent*innen, Vorlesenden/Rahmenden, Lehrenden) und Kindern (als Protagonist*innen, Rezipient*innen, Lernenden) als ein ungleiches Machtverhältnis zu verstehen? Welche (Deutungs-)Freiheiten können jeweils – auch in spezifisch kindlichen Rezeptions- und Lesemodi (z.B. Selektivität, Wiederholung) – behauptet werden? Kindermediale Texte und deren Rezeption werden – aus dieser Perspektive betrachtet – zu komplexen Momenten der Verhandlung von Identität und Macht. 

Texte der Sprach- und Literaturwissenschaft, der Childhood Studies und der Medienpädagogik/Mediendidaktik bilden die theoretischen Grundlagen. Im analytisch-praktischen Teil des Seminars stehen detaillierte Analysen von verschiedenen kindermedialen Werken im Vordergrund, die von den Studierenden selbst vorgeschlagen und ausgewählt wird (möglich sind u.a. The Wizard of Oz, Le Petit Prince, Winnie the Pooh, The Cat in the Hat, Alice in Wonderland, Die unendliche Geschichte sowie den Comicreihen Little Nemo und Peanuts).