Lange Zeit war der öffentliche Diskurs über digitale Räume geprägt von utopisch überhöhten Hoffnungen auf neuartige virtuelle Umgebungen; parallel dazu führte die zunehmende Digitalisierung zu Immaterialisierungsängsten, zur Furcht vor der Verdrängung des ‚Realen‘ durch das ‚Digitale‘. Während das Internet als Möglichkeitsraum für Demokratie und kreativen Austausch bejubelte wurde, sorge man sich gleichzeitig um die negativen Auswirkungen des Internetversandhandels auf den urbanen Raum oder um Jugendliche, die ein gefühltes Übermaß ihrer Freizeit im ‚Cyberspace‘ digitaler Spiele verbrachten.

Spätestens mit dem Aufkommen der mobilen lokativen Medien und der damit einhergehenden Einsicht, es weniger mit einer Verdrängung durch das Digitale, als vielmehr mit einer Hybridisierung von digitalem und physischem Raum zu tun zu haben, verlieren diese emotional aufgeladen Diskurse an Schärfe – in den Fokus rückt nun die Frage nach den spezifischen Verhältnissen digitaler, sozialer und physischer Räume sowie ihrer Bewohner. Im Zentrum der Argumentationen steht dabei eine Vorstellung von digitalen Medien als ‚Raummaschinen‘, die etablierte Räume transformieren oder sogar völlig neue Räume erschaffen können.

Hier setzt das Seminar an: Auf Basis theoretischer Überlegungen zur Raumproduktion unter digitalen Bedingungen sollen die Studierenden in kurzen Experimenten die Eigenschaften unterschiedlicher, durch digitale Medientechnik hervorgebrachter bzw. modifizierter Räume selbstständig erforschen. Die Untersuchungsgegenstände können dabei digitale Spiele, Location-Based Services oder gegenwärtige Hybridtechnologien wie Augmented- und Virtual Reality-Interfaces umfassen, aber auch mit einer Raummetaphorik versehene Kommunikationsanwendungen, Navigationssoftware etc. Die zu dieser Arbeit nötigen Methoden werden auf Basis der Seminartexte gemeinsam erarbeitet und nach Sichtung der Ergebnisse kritisch diskutiert.

Die Studierenden sollen im Rahmen des Seminars mit den Grundlagen des mediengeographischen Arbeitens vertraut gemacht werden und einen Überblick über den Diskurs rund um die Raumproduktion unter digitalen Bedingungen erhalten.

SL: Der Erwerb einer Studienleistung erfordert die wöchentliche Lektüre samt Abgabe von Leseaufgaben sowie die Mitarbeit an einem in Gruppen ausgeführten Forschungsprojekt.

PL: Der Erwerb einer Prüfungsleistung erfordert das Anfertigen einer Hausarbeit des üblichen Umfangs.