Ausgehend von den USA breitete sich die Pfingstbewegung durch die intensive Missionstätigkeit ihrer Anhänger seit Beginn des 20. Jahrhunderts in Lateinamerika, Asien, Afrika und – als ein Effekt der Migration – auch in Europa aus. Seit den 1980er Jahren erlebte die Bewegung einen regelrechten Boom, ausgelöst durch den massiven Zulauf vorwiegend armer Bevölkerungsschichten zu den so genannten neo-pentekostalen Kirchen. Sie propagieren die Wohlstandstheologie, nach der ein gottgefälliges Leben auch zu materiellem Wohlstand führt und die Gläubigen dazu angehalten werden, einen nicht unerheblichen Teil ihres materiellen Besitzes an ihre jeweilige Kirche zu spenden. Die Bibel wird als Wort und Wille Gottes, als normative, ordnende Instanz menschlichen Lebens verstanden. Jeder Gläubige strebt dabei eine individuelle Beziehung zu Gott an und sucht sein persönliches Erweckungserlebnis. Die Neo-Pfingstkirchen setzen auf die massenmediale Verbreitung ihrer Botschaft und weisen nicht selten unternehmens- bzw. konzernähnliche Strukturen auf, auch im Hinblick auf ihre globale Verbreitung. Sie nehmen z.T. massiven Einfluss auf gesellschaftliche und politische Diskurse und Praktiken, wie z.B. bei der letzten brasilianischen Präsidentschaftswahl deutlich wurde. Hier konnte der ultrarechte Jair Bolsonaro sich auf eine breite Unterstützung der evangelikalen und charismatischen protestantischen Kirchen und Abgeordneten verlassen. Gleichwohl zeigt ein Blick auf verschiedene Länderbeispiele, dass die Art der gesellschaftlichen Verankerung und der politischen Einflussnahme dieser transnationalen Institutionen in jeweils eigenen Bahnen verläuft und eng an die kulturellen und historischen Handlungskontexte der Akteure gebunden ist.