Nicht erst in postfaktischen Zeiten ist der Wunsch des modernen Menschen
und seine Sehnsucht nach dem Eindeutigen, dem Unterscheidbaren, nach
Gewissheiten und Wahrheiten überdeutlich wahrnehmbar. Dabei ist die
moderne Welt aber ambivalent, irrational und widersprüchlich sowie durch
viele Paradoxien gekennzeichnet, was nicht nur in kulturellen Bereichen
sondern auch in der Politik, der Wirtschaft und den Wissenschaften zum
Ausdruck kommt. Der Bereich der Kultur umreißt und bearbeitet das
Ungefähre und Unbestimmte, macht zugehörige und charakteristische
Phänomene sichtbar, leistet Übersetzungen und erlaubt sich
Überschreitungen, provoziert und radikalisiert sich zuweilen. Kulturelle
Praktiken und Muster ändern sich, wandern, kreuzen Grenzen und werden
in neue Systeme integriert, ohne sich jemals völlig zu assimilieren
(Giesen et al. 2014). Kulturen hybridisieren sich demzufolge und dies
hat Konsequenzen für die Subjekte und für Subjektivierungsprozesse in
vielerlei Hinsicht.
Im Seminar wird anhand einschlägiger Texte vorwiegend aus der
zeitgenössischen Kultursoziologie (u.a. aus Möbius et al 2016; Kron
2015; Giesen 2011) zum einen der Frage nachgegangen, wie sich hybride
Kulturen darstellen, beobachten und analysieren lassen und zum
anderen soll diskutiert werden, wie Subjekte mit Hybridität, Ambivalenz
und Heterogenität im Alltag und im Hinblick auf ihre Subjektwerdung
umgehen. Im Fokus stehen u.a. verwischte Grenzen zwischen Moral und
Unmoral, Gewalt und Nichtgewalt, Materialität und Immaterialität sowie
Körperlichkeit und Entkörperlichung, Gerücht und Wissen, Original und
Kopie.
- Dozent/in: Dagmar Hoffmann
- Dozent/in: Laura Velten