Während Spiele als Regelsysteme und Erzählungen innerhalb der Game Studies bereits ausgiebig diskutiert wurden – der Streit zwischen Ludologen und Narratologen dominierte die gesamte Frühphase des Faches – hat die Beschäftigung mit der materiellen Seite von Spielen, den dazu notwendigen Spielbrettern, Würfeln, elektronischen Interfaces etc. bisher wesentlich weniger Aufmerksamkeit seitens der Spieleforschung erfahren. Das Spielmaterial darf dabei keinesfalls nur als „Erfüllungsgehilfe“ des Regelwerks verstanden werden: Im Gegenteil, es limitiert und präformiert die möglichen Spielhandlungen und trägt so entscheidend zur Genese und Weiterentwicklung von Spielen und Spielformen bei. Die Etablierung und Standardisierung etlicher Spiele und Spielgenres ist so nicht zuletzt auf die Verbreitung, Normierung und Kommodifizierung des zugrundeliegenden Spielmaterials zurückzuführen.

Im Rahmen des Seminars sollen daher die vielschichten Verflechtungen von Regeln, Spielmaterial und Spielpraktiken im Kontext analoger und digitaler Spiele differenziert analysiert werden, ohne dabei jedoch die dem Material bzw. Produkt stets anhängenden Aspekte seiner Produktionsbedingungen, seiner Warenwerdung und der damit zusammenhängenden wirtschaftlichen Interessen aus den Augen zu verlieren. Dieser doppelten Perspektive auf das Spielmaterial, einerseits im Kontext des Spiels, andererseits im Kontext seiner Produktion und Konsumption, verdankt sich auch die Schreibung des Seminartitels: SpielMaterial.

Gleichsam als Ausgleich zu dieser theoretisch geführten materialistischen Grundierung des Spieldiskurses, sollen die Nutzungspraktiken des Spielmaterials sowie der konkrete Bezug zwischen Material und Regeln praktisch erörtert werden: Im Rahmen eines GameLab-Tages sollen die Studierenden selbst Spielpraxis mit analogen und digitalen Spielen sammeln und dabei die Spezifik des zum Einsatz kommenden Spielmaterials selbständig analysieren. Die Dokumentation des eigenen Umgangs mit dem Spielmaterial bildet so die Grundlage, des weiteren Diskurses innerhalb des Seminars.

Der Erwerb einer Studienleistung erfordert daher die Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung des GameLab-Tages sowie die aktive Teilnahme am Seminar. Der GameLab-Tag ist Teil des Seminars und wird als Blockveranstaltung andere Sitzungen ersetzen.

Der Erwerb einer Prüfungsleistung erfordert das Anfertigen einer Hausarbeit des üblichen Umfangs.