Die Untersuchung von mündlichen und schriftbasierten Kulturen, und von mündlichen und schriftlichen Sprachformen wurde in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts von einer Reihe einflußreicher Autoren (Marshall McLuhan, Jack Goody, Eric Havelock, Walter J. Ong) zur Theorie einer grundsätzlichen Unterscheidung von 'Mündlichkeit und Schriftlichkeit' zugespitzt. Eine ganze Reihe von Annahmen verband sich mit dieser Unterscheidung, und spielte für die Entstehung einer Medientheorie und der späteren Medienwissenschaft eine formative Rolle. Fünfzig Jahre später werden die weitaus meisten dieser Annahmen einer kritischen Überprüfung unterzogen und zunehmend in Zweifel gezogen, und zwar in der Untersuchung 'mündlicher' Gesellschaften, in der Mediengeschichte des Schriftgebrauchs, und in der Medienästhetik der schriftlichen und mündlichen (und audiovisuell oder schriftlich übermittelten) Überlieferungen. Das Seminar wird sich dem 'State of the Art' der Mündlichkeit/Schriftlichkeits-Frage widmen, auch unter der Fragestellung, was aus dem Begriff der Weltliteratur geworden ist. - Zur Vorbereitung wird empfohlen: Jack Goody/Ian Watt: The Consequences of Literacy, Comparative Studies in Society and History 5 (1963), S. 304-345. - John Halverson: "Goody and the Implosion of the Literacy Thesis", Man (New Series) 27 (1992), S. 301-317.
- Dozent/in: Erhard Schüttpelz