Ethnografie ist sowohl ein Forschungsstil als auch dessen Produkt, das Einblicke in alltagsweltliche Praxis ermöglicht. Fragen nach ihrem Gegenstand, der Gewinnung von Materialien und deren Auswertung richten sich dabei verschieden aus. Das Seminar führt in die Forschungspraxis soziologischer Ethnografie ein, die sich Feldern 'staatlicher Gewalten' widmet.  An Beispielen der Praxisforschung zur Polizeiarbeit, Asylgewährung, Gerichts- und Strafvollzugsforschungen sowie Regulierungen an internationalen Grenzen wird der Eigensinnigkeit 'staatlich-institutioneller' Forschungsfelder nachgegangen.

Ziel ist es, Herausforderungen und forschungspraktische Ansätze zu erarbeiten, mit denen 'Ethnografien staatlicher Gewalten' konfrontiert sind, denn Strategien für Feldzugänge, Instrumente der Materialgewinnung und analytische Zugänge stellen je eigene Anforderungen an die Ethnograf*innen, die sich in Gefängnissen, Polizeistationen, Auffanglagern oder Gerichtssälen 'herumtreiben'. Im Seminar werden hierfür drei Leitfragen gestellt, die das Seminar entsprechend gliedern: Teil I beschäftigt sich mit Feldzugängen zu staatlichen Einrichtungen unter der Frage "Wie hineinkommen?". Teil II richtet sich an die Materialgewinnung unter der Frage "Wie herankommen?". Hier werden Instrumente und Strategien der Materialgewinnung besprochen und im III. Teil werden verschiedene Analyseperspektiven (u.a. Grounded Theory, Situationsanalysen, trans-sequentielle Analyse) unter der Leitfrage diskutiert: "Wie heraus (be)kommen?".