Nicht erst in postfaktischen Zeiten ist der Wunsch des modernen Menschen und seine Sehnsucht nach dem Eindeutigen, dem Unterscheidbaren, nach Gewissheiten und Wahrheiten überdeutlich wahrnehmbar. Dabei ist die moderne Welt aber ambivalent, irrational und widersprüchlich sowie durch viele Paradoxien gekennzeichnet, was nicht nur in kulturellen Bereichen sondern auch in der Politik, der Wirtschaft und den Wissenschaften zum Ausdruck kommt. Der Bereich der Kultur umreißt und bearbeitet das Ungefähre und Unbestimmte, macht zugehörige und charakteristische Phänomene sichtbar, leistet Übersetzungen und erlaubt sich Überschreitungen, provoziert und radikalisiert sich zuweilen. Kulturelle Praktiken und Muster ändern sich, wandern, kreuzen Grenzen und werden in neue Systeme integriert, ohne sich jemals völlig zu assimilieren (Binder et al. 2014). Kulturen hybridisieren sich demzufolge und dies hat Konsequenzen für die Subjekte und für Subjektivierungsprozesse in vielerlei Hinsicht.
Im Seminar wird anhand einschlägiger Texte vorwiegend aus der zeitgenössischen Kultursoziologie (u.a. aus Möbius et al 2017; Kron 2015; Gießen 2011) zum einen der Frage nachgegangen, wie sich hybride Kulturen darstellen, beobachten und analysieren lassen und zum anderen soll diskutiert werden, wie Subjekte mit Hybridität, Ambivalenz und Heterogenität im Alltag und im Hinblick auf ihre Subjektwerdung umgehen. Im Fokus stehen u.a. verwischte Grenzen zwischen Moral und Unmoral, Gewalt und Nichtgewalt, Materialität und Immaterialität sowie Körperlichkeit und Entkörperlichung, Gerücht und Wissen, Original und Kopie.
- Dozent/in: Dagmar Hoffmann