Krieg und Kultur? Diese Begriffe scheinen beinahe im Gegensatz zueinander zu stehen, münden Kriege doch meistens in einer Zerstörung von Kulturgütern und kulturellen Werten, die eine Gesellschaft im Frieden auszuzeichnen scheinen. Beim zweiten Blick wird aber deutlich, dass es nicht nur eine spezifische Kultur des Krieges gibt, sondern darüber hinaus verschiedene Kriegskulturen erkennbar sind, die keineswegs überzeitliche, anthropologische Gültigkeit haben, sondern sich historisch unter bestimmten soziokulturellen Bedingungen herausbildeten. Die Antwort auf die Fragen, wer gegen wen und auf welche Art kämpfte, wer überhaupt in die Kriegsführung einbezogen war, welches Maß an militärischer Gewalt auftrat und gedultet wurde und welches soziales Ansehen Soldaten genossen, lassen sich vor allem kulturell bestimmen. In der Veranstaltung geht es darum, zunächst in einer transnationalen, vergleichend-globalen Perspektive die Besonderheiten europäisch-westlicher Kriegskultur in der Neuzeit herauszufinden. In einem nächsten Schritt werden in chronologischer Reihenfolge Themenfelder beleuchtet, in denen das Verhältnis von Krieg, Militär und Gesellschaft zentrale Wendungen erfuhren. Dazu gehören die Themen Krieg und Nation, Wehrpflicht, Medien, Ideologien und die Grenzziehungen von Militär und Zivilleben, die an Fallbeispielen zwischen ca. 1789 und 1945 untersucht werden.