Seit den Siete ensayos de interpretación de la realidad peruana (1928) von José Carlos Mariátegui findet der Begriff der "novela indigenista" Verwendung, die von der "novela indianista" im 19. Jahrhundert zu unterscheiden ist. Während letztere stark romantisierende Züge aufweist, die sich vor allem in der idealisierenden "exotización del indio" niederschlagen, ist die "novela indigenista" von Clorinda Matto de Turner bis José María Arguedas Selbstporträt und Produkt einer Gesellschaft, deren wirtschaftliche und soziale Realität durch die marginalisierte Existenz einer großen und ethnologisch unterschiedlichen Bevölkerungsgruppe gekennzeichnet ist.
Auf Grundlage der Aufsätze Nuestros indios (1904) von Manuel González Prada und den genannten Siete ensayos (1928) von José Carlos Mariátegui, die als erste Intellektuelle Perus die Integration der indigenen Bevölkerung gefordert haben, möchten wir die beiden Romane Aves sin nido (1889) von Clorinda Matto de Turner und Los ríos profundos (1958) von José María Arguedas als Gegenentwurf zu vergangenen Narrativen lesen.