Das Bild, das die Literatur seit dem Mittelalter von Wirtschaftsakteuren
wie Kaufleuten, Bankiers und Unternehmern zeichnet, ist kein gutes, so
die weit verbreitete Annahme. Peter von Matt etwa bemerkt in seinem
Aufsatz über literarische Repräsentationen des Unternehmers: "Ohne Krise
geht es nie ab. Sobald ein Unternehmer zur literarischen Hauptfigur
wird, muss er in die Klemme geraten" (2009: 41). Holger Rust geht in
seiner soziologischen Studie über Fabrikanten, Bosse, Manager in Literatur und Unterhaltung
sogar noch weiter, wenn er er konstatiert, dass die Reichen "von der
Bibel bis zu John Grisham von der Bibel bis zu John Grisham hartherzig,
geizig und verbrecherisch“ dargestellt sind, "es sei denn, sie haben
ihren Reichtum einer Fee oder dem Lottoglück zu verdanken" (2013:
Klappentext).
Zieht sich das negative Bild vom auf Selbtsbereicherung ausgerichteten
Kaufmann, vom spekulativen Bankier, vom ausbeuterischen Fabrikanten
tatsächlich stringent durch die Literaturgeschichte? Und ist damit auch
ein negatives Bild vom Gelderweb verbunden? Oder gibt es Ausnahmen, d.h.
Momente, in denen Unternehmer gut, modellhaft oder gar idealisierend
dargestellt werden? Wie gestalten sich die Entwürfe von
Wirtschaftsakteuren in unterschiedlichen Gattungen und Epochen im
Detail? Und wovon hängen diese Entwürfe jeweils ab? Diesen Fragen gehen
wir anhand französischer Dramen- und Prosatexte von 1700 bis in die
Gegenwart nach.
- Dozent/in: Beatrice Schuchardt