In der deutschen Literatur, im Film, in Serien oder in Comics gibt es ohne Zweifel Helden: Winnetou, Siegfried, Nick Knatterton oder die Biene Maja. In der Literaturwissenschaft wimmelt es ohnehin von Helden, insofern das Wort häufig als Synonym des Protagonisten verwendet wird. Jede Geschichte hätte folglich Helden, auch wenn sie nichts besonderes leisten und keine ungewöhnliche Herausforderung bestehen. Auch die Schurken in der deutschen Tradition sind zwar klug und böse genug, aber ohne phantastische, supernormale Kräfte. Selbst Dr. Mabuse ist nur ein sterblicher Mensch.
der US-amerikanischen Kultur ist dies gänzlich anders: Superhelden mit übermenschlichen Kräften treffen auf Superschurken mit extranormalen Fähigkeiten. Superhelden wie Superman oder Supergirl, Captain America oder Wonder Woman sind phantastische Figuren, insofern ihre Fähigkeiten beim Rezipienten die „suspension of disbelief“ voraussetzen. Man muss eben vergessen, dass Menschen nicht fliegen können, oder glauben, dass die mythischen Götter (Thor, Zeus etc.) noch auf Erden wandeln und Wunder wirken. Und dennoch ist die Frage, wem diese übermenschlichen Figuren eigentlich dienen und welcher gesellschaftlichen (Un-)Ordnung sie sich verpflichtet fühlen, ein konstantes Thema seit Beginn des Superheldencomics in den 1930er Jahren: „with great power there must also come great responsibility“, heißt es in der ersten Spider-Man Geschichte im Jahr 1962; „who watches the watchmen?“ ist das Leitmotiv in Alan Moore und Dave Gibbons‘ Watchmen (1986).
Angesichts des ungeheuren und weltweiten Erfolgs der amerikanischen Superhelden ist es zunächst überraschend, dass es in der neueren deutschen Kulturgeschichte gar keine zu geben scheint. Man muss schon auf die Nibelungen zurückgehen, um Heroen mit Superkräften zu finden; im Nachkriegswestdeutschland herrscht dagegen Fehlanzeige. Helden finden sich gerade in Heftromanserien wie Landser und Comics wie Sigurd zuhauf, doch verfügen ihre Protagonisten nicht über unnatürliche, unglaubliche Fähigkeiten. Dieser Befund wird durch Ausnahmen interessant: In der Heftromanserie Perry Rhodan gewinnt der titelgebende Held selbst sehr schnell Unsterblichkeit, und um ihn herum sammelt sich ein mit Spezialkräften begabtes Kommando namens Mutantenkorps, dessen Mitglieder es sicher mit den Avangers oder X-Men aufnehmen würden. Es liegt nahe, der Merkwürdigkeit dieser Ausnahme im Vergleich mit den Superhelden der amerikanischen Populär- und Serienkultur näher nachzugehen.


Primärliteratur Perry Rhodan

  • Perry Rhodan-Zyklus "Die Dritte Macht" (Perry Rhodan-Erstauflage) Heft 1-4, 6, 11, 19, 25. Die Hefte sind zum Preis von 1,99 Euro als Ebook zu erwerben.

Alternativ für Bücherfreunde auf der Reihe Perry Rhodan Silberband auf dem Pawel-Moewig Verlag Rastatt:

  • Die Dritte Macht. Perry Rhodan 01.
  • Das Mutanten-Korps. Perry Rhodan 02.
  • Der Unsterbliche. Perry Rhodan 03.

Primärliteratur Superheldencomics

  • Kurt Busiek, Alex Ross. Marvels. 1994. New York: Marvel Comics, 2010. Ca. 24,99 Euro.
  • Frank Miller, Brian Azzarello, Andy Kubert, Klaus Janson. Batman: The Dark Knight Master Race. New York: DC Comics, 2017. (ISBN-10: 1401265138 / ISBN-13: 978-1401265137). Ca. 18 Euro.

 

Forschungsliteratur

  • Dietmar Dath: Superhelden. Reclam: Stuttgart 2016.
  • Lukas Etter, Thomas Nehrlich, Joanna Nowthny, hg. Reader Superhelden. Theorie – Geschichte – Medien. Bielefeld: transcript, 2018. (erscheint erst Mai 2018 und muss daher nocht vor Vorlesungsbeginn gelesen werden) .