Mit der Verbreitung der digitalen Speicher- und Übertragungstechnologie ist das Anlegen umfangreicher Datensammlungen und ihre Bereitstellung via Internet auch für kleinere Institutionen möglich geworden. Entsprechend gibt es inzwischen auch eine Reihe online verfügbarer digitaler Archive zur Medienkunst. Ihnen kommt in der Vermittlung der mit diesem Begriff verbundenen Kunstformen eine wesentliche Rolle zu. Neben Webseiten von KünstlerInnen bilden sie die Hauptinformationsquellen zu medienkünstlerischen Projekten und Werken im Internet. Allerdings sind die bereit gestellten Inhalte und die Formen ihrer Präsentation sehr heterogen.
Anhand verschiedener digitaler Archive zur Medienkunst wollen wir zum einen die Rahmenbedingungen beim Aufbau der Online-Ressourcen exemplarisch untersuchen: Welche Informationen werden im digitalen Archiv gesammelt, wie werden Dokumente und Werke beschrieben, welche Zusammenhänge werden hergestellt? Zum anderen analysieren wir die digitalen Archive aus der Benutzerperspektive und gehen dabei u.a. folgenden Fragen nach: Sind die Navigations-, Filter- und Suchoptionen zufriedenstellend? Welche Nutzungsmöglichkeiten sind vorgesehen? In welchem Verhältnis stehen die angebotenen Zugänge zum jeweiligen Vermittlungsziel?
Gegenüber den textbasierten Ordnungs- und Suchkriterien sollen graphische Interfaces den Zugang zu den Inhalten digitaler Archive vor allem dann erleichtern, wenn BenutzerInnen nicht gezielt nach exakt benennbaren Inhalten suchen, sondern etwas Neues entdecken wollen. Dabei greifen KünstlerInnen und DesignerInnen gerne auf visuelle Modelle zurück, wie beispielsweise Netzwerke, Diagramme und Zeitleisten, die zu lesen zu unseren Kulturtechniken gehört. Bei der Entwicklung solch mehr oder weniger experimenteller Datenbank-Interfaces und Visualisierungen digitaler Archive geht es also nur zum Teil um Formen der Datenrepräsentation. Wichtiger noch ist die Frage, inwieweit sie jeweils geeignet sind, Prozesse der Wahrnehmung, der Erkenntnis oder des Erinnerns bei den BenutzerInnen zu unterstützen und welche Aspekte des Themenfeldes sie vermitteln.