Um moderne Gesellschaften analytisch zu durchdringen, untersuchen die Geschichtswissenschaften zunehmend den Konsum. In dem Maße, indem die Kraft traditioneller Orientierungen (etwa Familie,Religion,Klasse) schwand, erweiterte sich parallel zur Ausdifferenzierung von Lebensformen offenbar die richtungweisende Rolle des Verbrauchs von Gütern undDienstleistungen –als Distinktionsmittel, als Objekt der Begierde, als Mittel zurBefriedigung unterschiedlichster Wünsche, als funktionelle Notwendigkeit und als notwendiges Übel. Faktoren wie etwa zunehmende Freizeit, höhere Einkommen, Werbung oder Massenproduktion führten speziell im 20.Jahrhundert zu einem starken Anstieg des Konsums. Insbesondere die USA und die europäischen Gesellschaften, um die es in dieser Vorlesung vorrangig gehen wird, werden auch als Konsumgesellschaftencharakterisiert. In dieser Vorlesung wird die Verbreitung von Konsumgütern, die verschiedenen Verbrauchsmuster und Lebensstile, sowie die soziale wie kulturelle Rolle des Konsums thematisiert. Zudem wird der Versuch unternommen, Begriffe wie „Konsumkultur“und „Konsumregime“ auch im europäischen Vergleich auf ihren analytischen Wert hin zu untersuchen.

Einführende Literatur: Victoria De Grazia: Irresistible Empire. America's Advance Through Twentieth-century Europe. Cambridge, MA, 2005; Wolfgang König: Geschichte der Konsumgesellschaft.
Stuttgart 2000; Hannes Siegrist u.a., Hg.: Europäische Konsumgeschichte. Zur Gesellschafts- und Kulturgeschichte des Konsums (18.-20. Jahrhundert). Frankfurt a.M. 1997; Susan Strasser u.a. (Hgg.): Getting and Spending. European and American Consumer Societies in the Twentieth Century, Cambridge 1998; Heinz-Gerhard Haupt & Claudius Torp (Hg.): Die Konsumgesellschaft in Deutschland 1890-1990. Ein Handbuch, Frankfurt a.M. 2009; Mikael Hård & Ruth Oldenziel: Consumers, Tinkerers, Rebels: The People Who Shaped Europe, London 2013; Ruth Oldenziel: Cold War Kitchen. Americanization, Technology, and European Users, Cambridge/Mass. 2009; Christian Kleinschmidt: Konsumgesellschaft, Göttingen 2008.