Jedes Gebäude, jeder urbane Raum hat eine Bedeutung, schreibt die Raumsoziologin Silke Steets. Die Stadt ist nicht nur Ausdruck einer sozialen Struktur, sie ist auch Bedeutungsträgerin. Weit davon entfernt, nur eine Anhäufung von Steinen zu sein, bewohnt sie die Imagination, die selbst organisiert ist wie ein Netz aus Straßen und Gassen, Umwegen, zentralen Plätzen und falschen Routen. Die Literatur erzählt von diesem intensiven Austausch und von qualitativen Beziehungen zwischen dem Raum, den Häusern und den Menschen, aus denen Stimmungen hervorgehen. Flaneure, Streuner und Träumer, die in Texten Charles Baudelaires (aus Les Fleurs du Mal, Le Spleen de Paris u.a.), Louis Aragons (le Paysan de Paris), Georges Perecs (Tentative d’épuisement d’un lieu parisien) und Patrick Modianos (Pour que tu ne te perdes pas dans le quartier) auftreten, begleiten wir auf ihren Streifzügen durch Paris, das so viele literarische Orte hat, dass man vom « Mythos von Paris » (Karl Heinz Stierle) sprechen kann. Was aber zeichnet literarische Orte vor « Nicht-Orten » (Marc Augé) aus, was ist ein Café im Unterschied zur Autobahn ? Ab wann werden « Nicht-Orte » selbst zu literarischen Orten? Was ist die Beziehung von historischen Orten zu terrains vagues?


Im Seminar werden wir uns mit den genannten Texten und Fragen befassen. Regelmäßige Teilnahme wird erwartet, die Unterrichtssprache ist wahlweise deutsch oder französisch, alle Texte gibt es auch in Übersetzungen.