Schenkt man den beiden Dialogromanen La Celestina (Fernando de Rojas, 1499) und La Lozana andaluza (Francisco Delicado, 1528) Glauben, dreht sich im Leben des Menschen alles nur um zwei Ziele: sexuelle Befriedigung und finanzielle Bereicherung. Dies muss angesichts des Entstehungszeitraums der beiden Texte doch einigermaßen erstaunen, befinden wir uns doch mitten im erzkatholischen Spanien zu Beginn des 16. Jahrhunderts, in dem Zensur, Inquisition und Monarchie das kulturelle Leben strikt überwachten. Insofern sind die beiden Texte umso bemerkenswertere Zeugnisse einer hedonistischen Gegenkultur, in denen die Hauptrolle eine in die Jahre gekommene Kupplerin beziehungsweise eine junge syphilitische Prostituierte spielt.

 

Im Seminar sollen beide Romane unter folgenden, primär genderspezifischen Aspekten gelesen werden:

  1. Heilige und Hure: Zur Rolle der Frau im Siglo de Oro
  2. Sex and Crime: Rolle der Sexualität
  3. Der männliche Blick auf Weiblichkeit
  4. Weibliche Vorläufer des Schelmenromans
  5. Celestina als ironischer Gegenentwurf zur Jungfrau Maria
  6. Weiblichkeit und Exil in La Lozana andaluza