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In seinem „Buch vom Beiwerk des Buches“ prägt Gérard Genette die eingängige Formel Paratext = Peritext + Epitext.
In Reaktion auf Jacques Derridas Konzept der Parergonalität befasst
Genette sich mit dem Paratext als jenem „Beiwerk, durch das ein Text zum
Buch wird und als solches vor die Leser und, allgemeiner, vor die
Öffentlichkeit tritt.“
Während der Peritext die Gestaltung des Textes selbst meint
(Buchumschlag, Klappentext, Autorname, Widmung, Typographie usw.),
bezeichnet der Epitext jene paratextuellen Elemente, die um das Buch
zirkulieren, sich „anywhere outside the book“ befinden (Interviews, PR-Veröffentlichungen, Kolloquien und Debatten, Selbstkommentare, Lesungen uvm.).
Im Rahmen des Seminars wollen wir verschiedene Formen öffentlicher Epitexte untersuchen sowie uns mit den „Paratexteffekten“,
die diese auf den Text ausüben, auseinandersetzen. Als fruchtbare
Beispiele bieten sich dafür die epitextuell-versierten Autorinnen
Sibylle Berg, Elfriede Jelinek, Kathrin Röggla oder Marlene Streeruwitz
an. Von der eigenen Website über aufwendig produzierte Buchtrailer bis
hin zu Poetikvorlesungen und der Performanz ihrer Texte bei Lesungen –
diese Autorinnen wissen sehr genau um die Wirkkraft und das Potential
einer „verlängerten Botschaft“ ihrer Bücher über den öffentlichen
Epitext.
Dabei ist die Kategorie des Epitextes nicht unproblematisch, wenn
dieser keine äußeren Grenzen hat und sich „als Anhängsel des Anhängsels
[...] immer mehr in der Gesamtheit des auktorialen Diskurses
[verliert].“ Daher wollen wir anhand zeitgenössischer Beispiele von
Epitextualität die Grenzen des Begriffs austesten und für die Arbeit als
Literaturwissenschaftler*innen einen sinnvollen Umgang mit dem
‚verführerischen‘ Zusatzmaterial, das der Epitext anbietet, finden. |
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