Im Fokus des Seminars steht die medientechnische Verfasstheit der Körper- und Apparatepraktiken von Zauber- und Illusionskünstlern. Anhand der Leitkategorie der „Techniken des Körpers“ sollen die trainierten Fertigkeiten dieser Tricksterpersönlichkeiten herausgearbeitet werden. Interessanterweise sind diese professionsspezifischen Praktiken enorm technischer Natur: Zauberkünstler konstruieren ausgeklügelte Bühneninstallationen und transformieren ihren eigenen Körper in eine ebenso ausgefeilte technische Apparatur. Um diese beiden Varianten angemessen in Relation zu setzen, werden im Seminar diverse Ansätze zu Körpertechniken mit Erkenntnissen der Medientheorie verbunden. Im zweiten Schritt analysieren wir medienhistorisch relevante Fallbeispiele, wozu biografische Ausschnitte von Zauber- und Illusionskünstlern herangezogen werden. Insbesondere wird hierbei der Karriereweg von Harry Houdini in den Blick genommen.

Für Schlagzeilen sorgte beispielsweise die öffentlich ausgetragene Kontroverse zwischen Houdini und dem bekennenden Spiritisten Arthur Conan Doyle – besser bekannt als der Verfasser der Sherlock Holmes Reihe. Die freundschaftliche Verbindung zwischen Doyle und Houdini zerbrach an konträren Vorstellungen über den Spiritismus, der gegen Ende des 19. Jahrhunderts eine Hochphase erlebte. Doyle ging von der ‚Echtheit‘ diverser personaler Medien in Séancen aus und schrieb auch Houdini übernatürliche Fähigkeiten zu. Der Illusionskünstler wies diese Art von Fertigkeiten jedoch entschieden zurück. Eigenaussagen nach sei es ausschließlich seinem Training von Köper- und Apparatetechnik zu verdanken, Illusionen hervorbringen zu können. Houdini machte es sich überdies zur Aufgabe die Trickinstallationen in Séancen aufzudecken. Für ihn stand fest, dass er zeitlebens keiner Séance beiwohnen würde, deren Effekte er nicht selbst mit Zaubertricks hätte konstruieren können.

Dieser Ausschnitt führt den schmalen Grad zwischen Scharlatanerie und Illusionskunst oder übernatürlichen Gaben und zugerichteten Körpern vor Augen und gibt gleichzeitig den Impuls, die Vermittlerposition des Körpers eines Zauberkünstlers, wie auch eines übernatürlichen Mediums, genauer zu beleuchten.