Während für Webpublishing in den Anfangsjahren des WWW Programmierkenntnisse (HTML, JavaScript etc.) unabdingbar waren, ist es heute auch für „Medienamateure“ ohne Probleme möglich, durchaus professionelle Internetauftritte zu realisieren. Dies gelingt durch den Einsatz sogenannter Content Management Systeme (kurz: CMS), welche die „technische“ Verwaltung der zu veröffentlichenden Inhalte übernehmen, so dass der Nutzer sich im alltäglichen Workflow auf diese Inhalte selbst konzentrieren kann. Die Trennung von Inhalt und Verwaltung desselben führt auch zu gewisser Variabilität hinsichtlich der „Form“ der Darbietung der Inhalte – und zwar sowohl auf der Makro- (gesamter Auftritt) als auch auf der Mikroebene (einzelne Inhalte).

Der vollkommen unbedarfte „Medienamateur“ ist sich in der Regel nicht einmal darüber im Klaren, dass er ein CMS benutzt, aber Web-Angebote wie beispielsweise „Wer-kennt-wen“ oder auch Blogs sind nichts anderes als jeweils auf den spezifischen Anwendungszweck hin spezialisierte CMS’ – und sie verweisen auf noch ein weiteres Potential dieser Technologie, nämlich auf die Möglichkeit, unkompliziert mehrere Nutzer parallel Inhalte in einen großen Webauftritt einspeisen und editieren zu lassen.

All diese Aspekte machen CMS allerdings vor allem für einen anderen Anwendungsbereich hoch interessant: Semiprofessionelles und vollständig professionelles Webpublishing ist ohne CMS heute kaum noch vorstellbar. Soll für irgendeinen Zweck ein Webauftritt aufgesetzt werden, dann können anhand eines CMS zunächst Struktur und Design eingerichtet werden, und davon unabhängig können an anderer Stelle die Inhalte bearbeitet werden. Beides kann später unabhängig voneinander auch leicht wieder geändert werden. Ein Relaunch einer Website ist damit nur noch Sache der Designer und eine Änderung der Inhalte nur noch Sache der Redakteure. Es existiert ein breites Angebot an Content-Management-Systemen, welche solche Anwendungszwecke adressieren und viele dieser Systeme sind sogar als Freeware erhältlich.

Im Kurs soll eine Auswahl solcher frei erhältlicher Content-Management-Systeme auf ihre jeweilige Brauchbarkeit hin untersucht werden. Nicht jedes CMS ist für jeden Einsatzzweck geeignet. Wir werden also einige prototypische Szenarien entwickeln und anhand dieser die vorliegenden Systeme testen.

Das Ziel des Kurses besteht in der Befähigung, zu entscheiden, welches CMS für welchen Zweck geeignet ist, die Systeme einsetzen zu können und so professionellen Standards gemäße Webauftritte realisieren zu können.

Darüber hinaus soll ganz grundsätzlich ein Augenmerk darauf gerichtet werden, inwiefern Content-Management-Systeme evtl. das Gesicht des WWW mittlerweile ganz prinzipiell beeinflussen. Denn zwar scheint die proklamierte Trennung von Form und Inhalt zu größerer Freiheit auch der Gestaltung zu führen (immerhin kann der Designer völlig vom Inhalt „unbelastet“ arbeiten), aber auf der anderen Seite führt die Verwendung von CMS freilich auch zu schwerwiegenden Einschränkungen: Was das CMS nicht kann, fällt als Möglichkeit für den avisierten Webauftritt schlicht aus. Es ist nicht uninteressant, frühe Texte der Hypertexttheorie auf die modernen Content-Management-Systeme anzuwenden, denn ausgerechnet einige der Aspekte, welche in den Pionierjahren des WWW als größte Potentiale des neuen Mediums gefeiert wurden, gehen durch die „Unterwerfung“ unter CMS weitgehend verloren.