„Was tun?“ fragte kürzlich Helmut Mayer in der FAZ und schlug folgendes vor: „Vielleicht (wieder) einmal Victor Hugo lesen. Hugo, dieses Ungeheuer, das Mittel und Wege fand, zugleich wie vier zu leben und wie zehn, wie hundert zu schreiben.“ Tatsächlich gilt Victor Hugo in Frankreich als der Nationalschriftsteller ganz in dem Maße, wie es in Deutschland Goethe für sich beanspruchen kann. Gemein ist beiden, dass sie zu den wenigen Schriftstellern gehören, die in allen drei Gattungen – Prosa, Theater und Lyrik – äußerst erfolgreiche Werke hervorgebracht haben und schon zu Lebzeiten einen enormen Ruhm für sich verbuchen können. Im Gegensatz zu Goethe, dessen Gesamtwerk weit über den deutschen Sprachraum bekannt ist, sind es bei Victor Hugo nur wenige Erzählwerke, die Frankreichs Grenzen überschritten haben, allen voran die beiden Romane Notre Dame de Paris (1831) und Les misérables (1862). Allerdings muss hier einschränkend hinzugefügt werden, dass es (leider) nicht immer die Texte selbst sind, die den internationalen Bekanntheitsgrad Victor Hugos heutzutage begründen, sondern vielmehr äußerst erfolgreiche Musicals, Lieder, Opern, Spiel- und Zeichentrickfilme, die zur überaus reichhaltigen Rezeptionsgeschichte des französischen Nationalschriftstellers gehören.