In der Frühphase der spanischen Literatur entstehen mit dem Heldenepos Cantar de Mio Cid, dem Verführer-Drama El burlador de Sevilla (bekannter als Don Juan), dem populären Ritterroman Amadís de Gaula, dem Mantel-und-Degen-Drama sowie der novela picaresca, d.h. dem spanischen Schelmenroman, eine Reihe von Männlichkeitsbildern, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: der Schlachtenlenker, der machohafte Womanizer, der furchtlose Ritter sowie der gerissene, kleinkriminelle Schelm. Die meisten dieser männlichen Figuren waren nicht nur für die spanische Literaturgeschichte äußerst einflussreich und haben einige Nachdichtungen, Parodien und intermediale Erben hervorgebracht.

Im Seminar sollen diese Prototypen der spanischen Vormoderne vor allem im Hinblick auf die von ihnen verkörperten Männlichkeitsmodelle untersucht werden. Zentrale Begriffspaare werden dabei die folgenden sein: honor/honra, engaño/desengaño, activo/pasivo. Neben den Primärwerken werden theoretische Texte aus dem Bereich der Masculinity Studies, der Geschlechtergeschichte sowie der Geschichtswissenschaft konsultiert.