Im kommenden Jahr jährt sich zum achtzigsten Mal der gewaltsame Tod des genialen spanischen Multitalents Federico García Lorca. Lorca wurde am 5. Juni 1898 in dem andalusischen Dorf Fuente Vaqueros in der Nähe von Granada geboren und kurz nach Ausbruch des Bürgerkriegs, vermutlich am 18. August 1936, von Gegnern der Republik (Falangisten) bei dem Dorf Víznar nordöstlich von Granada ermordet. Bereits zu Lebzeiten war Lorca ein gefeierter Dichter, Vortragskünstler, Essayist, Dramenautor und Theaterregisseur (ganz zu schweigen von seiner musikalischen und zeichnerischen Begabung). Sein früher gewaltsamer Tod löste weltweit eine Welle der Empörung aus und ließ ihn zur Symbolfigur des verfolgten Schriftstellers schlechthin werden. Bis heute gilt Lorca als der bekannteste spanische Dichter und Dramatiker des 20. Jahrhunderts. Der Mythos, der ihn umgab, blendete die Kritiker zunächst jedoch mehr, als dass er zu einem umfassenden und tiefgreifenden Verständnis seiner Werke beitrug. Sein dramatisches Werk wurde vor allem im Ausland lange Zeit als typisches Beispiel für das „andersartige, uneuropäische, rein spanische Theater“ (Floeck) aufgefasst. Längst hat sich die Lorca-Rezeption allerdings von der Tendenz abgewandt, ihn zu einem folkloristischen, tief in der andalusischen Kultur verwurzelten, traditionsverbundenen Poeten zu stilisieren. Man verweist nun auf die Notwendigkeit, ihn „aus dem Kontext der historischen Aktualität“ (Neuschäfer) heraus zu verstehen, würdigt seine Stücke als Beitrag zur „Erneuerung des spanischen Theaters“ (Rogmann) und betont ihre Teilhabe an den „ästhetischen Experimenten der europäischen Avantgardebewegungen“ (Floeck). Im Rahmen des Seminars werden wir uns jedoch nicht allein mit dem vielfältigen Theaterschaffen dieses bekanntesten Vertreters der sogenannten generación del 27 beschäftigen, das weit mehr umfasst als die nicht ganz zutreffend so bezeichnete „Bauerntrilogie“ Bodas de sangre (1933), Yerma (1934) und La casa de Bernarda Alba (1936), sondern auch mit seinem umfangreichen lyrischen und essayistischen Werk. Abgesehen von der historischen Kontextualisierung von Lorcas Texten werden methodisch gesehen Grundlagen der Dramen- und Lyrikanalyse, aber auch Fragestellungen der Intermedialitätsforschung und der Gender Studies Berücksichtigung finden. Das Programm des Seminars und eine Bibliographie sind ab Ende September auf Moodle verfügbar. Bitte melden Sie sich dort rechtzeitig an.