Kommentar

Die Erfahrung von Irritationen, Störungen, Krisen und Katastrophen bewegt Menschen und Gesellschaften seit jeher dazu, erkannte Risiken einzuschätzen und zu kalkulieren, Gefährdungen zu mindern und Bedrohungen abzuwenden, sich vorzubereiten und vorzusorgen, sich auszurüsten und aufzurüsten, die eigene Verletzlichkeit (Vulnerabiltät) zu reduzieren, die Widerstandsfähigkeit (Resilienz) zu stärken. Für diese Zwecke sind in der Geschichte immer neue Lösungen für Schutz, Rettung und Gefahrenabwehr gefunden worden abhängig von den jeweiligen kulturellen, politischen, technischen, sozialen und ökologischen Voraussetzungen und Bedingungen. Die Art und Weise wie Risiken, Gefahren oder Bedrohungen wahrgenommen, eingeschätzt und bearbeitet werden, wie und welche Einrichtungen und Techniken zur Handhabung erkannter gesellschaftlicher Sicherheitsprobleme geschaffen und neuen Herausforderungen angepasst werden, kurz: die Art und Weise, wie Menschen und Gesellschaften mit Unsicherheiten umgehen, wird hier als Sicherheitskultur angesprochen

Seit im Jahre 2007 die Bundesregierung das Forschungsprogramm für die zivile Sicherheit gestartet hat, haben sich - auch an der Universität Siegen - zahlreiche Forschungsprojekte zu diesem Thema etabliert. Ziel des Sicherheitsforschungsprogramms der Bundesregierung ist, durch die Entwicklung innovativer Lösungen die zivile Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger zu erhöhen. Das Sicherheitsforschungsprogramm ist kein reines Technologieprogramm. Innovation meint nicht nur technische Neuerungen, sondern beinhaltet auch innovative organisatorische Konzepte und Handlungsstrategien. Interdisziplinäre Projekte, Wissenstransfer in die Öffentlichkeit, Begleitforschung zu kritischen Fragen und Transparenz sind in der Sicherheitsforschung Voraussetzungen für den Programmerfolg. Das Programm ist zudem in einen europäischen Rahmen eingepasst.

Die an der Universität Siegen laufenden Forschungsprojekte reichen von der Sicherheitskommunikation und der überorganisationalen Zusammenarbeit von Industrie, Behörden, Rettungskräften und Polizei über die Entwicklung Feuerwahrausrüstung, die Entwicklung von Frühwarnsystemen für Hochwasserlagen, den Einsatz von Robotern in Menschen unzugänglichen Extremlagen, bis hin zum Einsatz der THz-Technologien in der Personenkontrolle („Nacktscanner"). Neue Forschungsprojekte sind geplant, u.a. zum Thema „Open Information" (man denke etwa an die jüngsten Veröffentlichungen von WikiLeaks) und „Veranstaltungssicherheit" (hier wäre z.B. an die Loveparade in Duisburg 2010 zu erinnern).

Das Seminar kann an alle diese Aktivitäten anknüpfen.