
Namen und Begriffe verbinden unsere Sprache mit der Welt – doch wie genau funktioniert diese Verbindung? Das Seminar erkundet zentrale Ansätze der Referenztheorie, die zu den folgenreichsten Entwicklungen der Sprachphilosophie des 20. Jahrhunderts gehören. Ausgehend von der klassischen Deskriptionstheorie, nach der Namen gleichsam verkürzte Beschreibungen ihrer Träger darstellen, werden alternative Erklärungsmodelle untersucht. Den Ausgangspunkt bildet dabei exemplarisch die Frage, ob der Name "Aristoteles" tatsächlich nur eine abgekürzte Version von "der Lehrer Alexanders des Großen" ist – und was geschieht, wenn sich herausstellt, dass Aristoteles niemals Alexander unterrichtet hat.
Saul Kripkes Vorlesungen "Naming and Necessity" veränderten diese Debatte stark durch die These der direkten Referenz: Namen funktionieren wie Etiketten, die starr an ihre Träger geheftet sind, unabhängig davon, welche Eigenschaften diese Träger haben oder haben könnten. Eine These die sich auf eine kausale Referenztheorie stützt, wonach die Verbindung zwischen Namen und Gegenständen durch historische Ketten der Verwendung hergestellt wird – von einer ursprünglichen "Taufe" bis zum heutigen Gebrauch. Parallel dazu entwickelte Hilary Putnam in "The Meaning of 'Meaning'" ähnliche Überlegungen für natürliche Arten: Die Bedeutung von "Wasser" hängt nicht von unseren Beschreibungen ab, sondern von der tatsächlichen chemischen Struktur H₂O – auch wenn Sprecher im Jahr 1750 davon nichts wussten.
Diese referenztheoretischen Überlegungen haben weitreichende philosophische Konsequenzen. Die Zwei-Ebenen-Semantik versucht, die scheinbar widersprüchlichen Intuitionen über notwendige Wahrheiten und empirische Entdeckungen zu versöhnen, während pragmatische Ansätze die Kontextabhängigkeit von Referenz in den Blick nehmen. Das Seminar untersucht, wie diese verschiedenen Theorien unser Verständnis von Begriffen, metaphysischen Fragen nach Identität und Notwendigkeit sowie erkenntnistheoretischen Problemen des Wissens um Bedeutungen prägen. Studierende lernen dabei nicht nur historisch einflussreiche Positionen kennen, sondern entwickeln ein systematisches Verständnis dafür, wie philosophische Theorien der Sprache fundamentale Fragen nach dem Verhältnis von Denken, Sprache und Welt beantworten.
- Dozent/in: Maximilian Zachrau