Seit den 1930er Jahren, dann insbesondere in der Nachkriegszeit, ist die Messung politischer Popularität, die massenmediale Veröffentlichung dieser Messung und die öffentliche Diskussion der ermittelten Popularitätswerte in allen westlichen Demokratien zu einem zentralen Rückkoppelungsmechanismus geworden. Dieser Zusammenhang hat sich zuletzt, unter den Bedingungen einer digitalisierten Öffentlichkeit, enorm intensiviert: In immer schnellerer Abfolge, mit immer kleinteiligerem inhaltlichem Zuschnitt, in immer kürzeren Feedback-Loops bestimmen die ermittelte politische Popularität von Personen und Themen und die Beachtung dieser Popularität im öffentlichen Diskurs die Entscheidungsdynamik repräsentativer Demokratien. Das Seminar widmet sich der Frage, wie Umfragen, auch in ihrer visualisierten Form, die Funktionsweise moderner Demokratien beeinflussen.
Während die Selbstbeobachtung der Demokratie durch (Bevölkerungs-)Umfragen oft ins Auge fasst, was die Bürger über die Demokratie und ihre politischen Eliten denken oder von ihnen halten, orientieren sich Politikerinnen an Umfragen (z. B. Handlungs- oder Positionierungsanleitungen), haben ihrerseits aber auch so ihre Gedanken über das Volk.
Ich erwarte regelmäßige und aktive Teilnahme. Das Lesen der Texte ist unerlässlich – wer die Texte nicht liest, braucht nicht zu glauben, dass er oder sie etwas lernt, womit er oder sie sich nicht zuvor intellektuell auseinandergesetzt hat. Teilnehmer/innen bereiten eine Seminarstunde vor, d.h. die Inhalte eines Textes, der gelistet ist, und Fragen zu ihnen. Das Seminar steht im Zusammenhang mit einem SFB Projekt (Zwischen Volk und Forsa: Situative Popularität und die repräsentative Demokratie), in dem auch umfangreiche Daten zu politischen Zustimmungswerten gesammelt werden. Auf sie können wir gegebenenfalls im Seminar zurückgreifen. Für eine Prüfungsleistung ist dann zusätzlich ein thematische Essays im Umfang von 12 bis 20 Seiten erforderlich.
- Dozent/in: Philip Manow