Angesichts zunehmender Erfahrungen exkludierender Solidarität, selektiver Solidarität oder auch enttäuschter Solidarität scheint der verbundene Zusammenhalt rückgängig; wenn bei Arbeitslosigkeit oder Wohnungsnot der soziale Absturz droht, die eigene Existenzgrundlage gefährdet ist und somit Lebensperspektiven zunehmend unsicher werden, begünstigt dies zudem rechtspopulistische Strömungen und Parteien. Zumal muss immer mehr geleistet werden, um sich etwas leisten zu können. Und dies ist, so Rosa, das Gefühl oder die Erfahrung, die Menschen ebenso in den Populismus treibt. Entsprechend darf in aktuellen Diskussionen nicht unberücksichtigt bleiben, dass der Sozialstaat funktional zur Demokratie ist, wie die Demokratie zum Sozialstaat selbst. Angesichts dieser Wechselbeziehungen ist es angezeigt, sich kritisch-konstruktiv mit dem theologisch-ethischen Verständnis von Solidarität und dessen Bedeutung für Demokratie auseinanderzusetzen.