Autoritarismus ist eine durch diktatorische Praktiken geprägte Herrschaftsform, die vermehrt auch so genannte etablierte Demokratien nachhaltig verändert. Innenpolitisch mehren sich Fälle autoritärer Aggressionen und Werte wie Obrigkeitshörigkeit finden Verbreitung – auch im Bildungswesen. Außenpolitisch kann man beobachten, dass das Recht des Stärkeren legitimiert wird. Branco Milanović, Ökonom und ehemals leitender Analyst der Weltbank, hat 2025 als Ende der Epoche des Neoliberalismus deklariert. War Neoliberalismus also ein Garant für Demokratie? Oder ist das eine typische Verwechslung von zeitlicher Koinzidenz/Korrelation und Ursächlichkeit? Was ist Neoliberalismus überhaupt? Wie verbreiten sich neoliberale kulturelle Unterscheidungen und autoritäre Werte? In welcher Beziehung stehen sie zueinander? Wie prägen sie das, was allgemein als selbstverständlich angenommen wird, also was in der Soziologie oft als eine kulturelle Dimension des Zwischenmenschlichen bezeichnet wird?
Gerade die Forschung zu Demokratie und Autoritarismus versteht diese Herrschaftsformen meist auf den Nationalstaat bezogen und nicht als Gewebe von Praktiken, Werten und Überzeugungen, die sowohl substaatlich als auch transnational institutionalisiert werden können.