Thomas
Hobbes ist einer der faszinierendsten politischen Denker überhaupt. Sein Denken
hat einen nicht zu überschätzenden Einfluss auf die Politische Theorie der
Neuzeit ausgeübt. Wir identifizieren seinen Namen heute vornehmlich mit der
Schrift Leviathan (1651; in Englisch erschienen; (Hobbes 1970) (Malcolm 2012)) und dessen berühmten Frontispiz,
aber Hobbes schlagartiger europaweiter Ruhm verdankte sich zunächst dem 1647 in
Lateinischer Sprache erschienen Text De Cive (Vom Bürger; (Hobbes 1966)). Es war diese Schrift, nicht der
Leviathan, die in den europäischen Gelehrtenkreisen für über 150 Jahre
maßgeblich rezipiert wurde, von Pufendorf, Rousseau, Diderot, Sieyes etc. und
die man in diesen Kreisen mit dem Namen des Thomas Hobbes verband. In vielerlei
Hinsicht wird heute die Schrift De Cive auch nicht mehr als weniger wichtige
Vorarbeit zum Leviathan angesehen, sondern als Schrift mit eigenem Recht, die
sogar den Vorteil hat, in mancherlei Hinsicht systematischer zu argumentieren
als der als eine konkrete Intervention in eine konkrete politische Situation zu
verstehende Leviathan.
Wir wollen in diesem Seminar die zentralen Kapitel aus Hobbes De Cive lesen und uns über die Sekundärliteratur die Tiefendimensionen des Werks erschließen (Douglass und Olsthoorn 2020). Dabei wird für uns besonders relevant, inwiefern wir den Text als einen modernen, ‚proto-demokratischen‘ lesen können. Nicht zuletzt werden wir auch in einer Sitzung über sein weniger bekanntes, dabei aber ebenfalls faszinierendes Frontispiz diskutieren. Ziel des Seminars ist, die wesentlichen Positionen von Hobbes im englischen Bürgerkrieg, seine Beiträge zu einer Theorie politischer Repräsentation und seine Wirkung auf die Politische Theorie des Zwanzigsten Jahrhunderts kennenzulernen.
- Dozent/in: Philip Manow