Die Demokratie ist in der Krise – so heißt es zumindest überall. Um das Ausmaß der Krise abschätzen zu können wäre es gut, wir könnten Demokratie im Zeitverlauf messen. Es gibt auch seit langem Versuche, das zu tun – FreedomHouse (FreedomHouse 2019; FreedomHouse 2020; FreedomHouse 2021), Polity V, Vanhanen (Vanhanen 2019), das Political Institutions and Political Events Dataset (PIPE; (Alvarez, Cheibub et al. 1996; Cheibub and Limongi 2002)), IDEAs democracy tracker oder die global state of democracy-reports (IDEA 2022), der democracy index der The Economist Intelligence Unit (Unit 2022), vor allem auch das Varieties of Democracy Projekt (Coppedge, Gerring et al. 2020; Democracy 2022).[1]
Das neue R-Paket democracyData fasst für uns diese verschiedenen Daten bereits zusammen und macht uns deswegen den empirischen Überblick besonders leicht (https://github.com/xmarquez/democracyData). Die jährlich erscheinenden FreedomHouse- und V-Dem-Reporte geben eine jeweils aktuelle Einschätzung über den Zustand der Demokratie weltweit. Wir können also empirisch fragen, wie es um die Demokratie steht – wie sie sich entwickelt hat, ob es berechtigt ist, von einer Krise der Demokratie zu sprechen. Das wollen wir in diesem Seminar machen. Ich empfehle (nachdrücklich), sich das freie Programm R und als Oberfläche R-Studio auf den Rechner zu installieren. Wir werden mit diesem Programm arbeiten.
Ich erwarte regelmäßige und aktive Teilnahme – sie ist Teil des Leistungsnachweises. Das Lesen der Texte ist unerlässlich – wer die Texte nicht liest, braucht nicht zu glauben, dass er oder sie etwas lernt, womit er oder sie sich nicht zuvor intellektuell auseinandergesetzt hat. Teilnehmer/innen bereiten eine Seminarstunde vor, d.h. die Inhalte der (im Regelfall zwei) Texte, die gelistet sind, und Fragen zu ihnen. Dazu gehört, wenn es sich anbietet, eine Aufbereitung des entsprechenden Datensatzes/ der entsprechenden Datensätze. Für eine mittlere oder große Prüfungsleistung sind dann zusätzlich thematische Essays im Umfang von 5 bis 6 beziehungsweise 15 bis 20 Seiten erforderlich.
[1] Es gibt aber auch gute Gründe anzunehmen, dass man Demokratie aus prinzipiellen Gründen nicht messen kann – dass es sich bei Demokratie um ein essentially contested concept handelt (Gallie 1956). Jeder versteht etwas anderes darunter – und oft aus angebbaren Gründen (Bryan 2023).
- Dozent/in: Philip Manow