Der Kurs findet freitags ab 10h15 in Raum AR-H 103 statt. Er beginnt am 19.4.24.

***Anmerkung: Das Lesepensum beträgt etwa 200 Seiten. Für dieses Pensum brauchen Sie ein geeignetes Lesegerät. Wenn Sie nicht über ein solches Gerät verfügen, können Sie am 19.4. einen Ausdruck erwerben. Dieser Reader umfasst ca. 100 Seiten (doppelseitiger Druck; Preis ca. 16€). Bitte lassen Sie mich spätestens am 15.4.24 wissen, ob Sie einen Ausdruck benötigen.

Nur ungern würde ich mir (und sei es beiläufig) nachsagen lassen, ich sei schicksalsgläubig. Mit der Generalisierung, wir alle seien fatalistisch, vorgetragen mit wissenschaftlicher Autorität, ist erst recht Zurückhaltung geboten. Zur „Computerisierung“ wurden dennoch sehr weitreichende Thesen ausgearbeitet. Zum Beispiel „Trapped in the Net“ (Rochlin 1997): Was anfangs vielen als Vorteil (Autonomiegewinn) erschien, stellte sich in der weiteren Entwicklung (Vernetzung, Überwachung, usw.) als Nachteil heraus (Abhängigkeit). Diese Diagnose zog das Theorem langfristiger (nicht-intendierter) kollektiver Folgen eines kurzfristig orientierten individuellen Handelns heran. Das Bild von einer „Falle“, die nur zustande gekommen ist, weil so viele so aktiv (um nicht zu sagen: begeistert) an der Computerisierung mitgewirkt haben, ist höchst anschaulich. Es wurde erneut aufgegriffen und dabei hinterfragt, etwa in der Diskussion um einen „technologischen Solutionismus“ (Morozov 2013): „To save everything, click here!“ Aber vertritt die solutionistische Diagnose einen – umfassenden – Fatalismus? Oder wechselt sie das Register, um stattdessen von einem „digitalen Kapitalismus“ oder von einem "digitalen Kolonialismus" (Mejias & Couldry 2024) zu sprechen? Dann könnte von einem geteilten Schicksal keine Rede sein. Das Seminar nimmt Forschungen zur „Digitalisierung“ des Alltags (Røpke & Christensen 2013) und der Arbeitswelt (Snyder 2016) zum Anlass, der Frage, wie sich fatalistische Haltungen verfestigen (Terpe 2009; Pettenkofer 2017), gründlicher nachzugehen. Punktuell stellt es auch sozialstrukturanalytische Nachforschungen an: Wer ist digitalfatalistisch, wer nicht? Diese Fragen schließen die Position der soziologischen Diagnostikerin oder des soziologischen Diagnostikers ausdrücklich ein. Denn was wäre zu tun, wenn der Fatalismus (auch?) (fast?) das ganze Fach ergriffen haben sollte (Joas 1990)?

Anforderungen

SL: Vorbereitung eines den Seminartext (nicht bloß zusammenfassenden, sondern) in eigenständiger Weise zuspitzenden Referats. Diese Präsentation richtet sich an ein Publikum, das den Seminartext gelesen hat. Bitte stellen Sie Ihre Präsentation unter einen Titel (statt den Titel des Seminartextes bloß zu übernehmen), der ankündigt, wofür der Seminartext Originalität beansprucht. Bitte arbeiten Sie in Form eines Thesenpapiers aus, worin diese Ansprüche bestehen. Dieses Thesenpapier soll sich auf max. 5 Folien mit jeweils höchstens 60 Wörtern pro Folie beschränken. Bitte formulieren Sie das Thesenpapier - in vollständigen Sätzen, mit Konjunktionen und mit Verben - aus. (Bitte vermeiden Sie Spiegelstriche, Pfeildiagramme, u.ä.). Bitte konvertieren Sie die Präsentationsdatei ins pdf-Format. Bitte schicken Sie diese Datei spätestens 5 Tage vorab an den Dozenten.

 

PL: Schriftliche Hausarbeit mit Bezug zum Seminarthema. Abgabe spätestens 30.9.24 (pdf per E-Mail an den Dozenten). Format nach den üblichen Vorgaben, d.h. 12-15 Textseiten bei Arial 11pt oder Times 12pt, Zeilenabstand 1,5. Bitte achten Sie auf eine vollständige und einheitliche Zitierweise. (Es gibt keine Vorgaben zum Zitationsstil.)