Die Krise der Demokratie ist eine Krise der Gleichheit. Die zeitgenössische Krise der Gleichheit ist nicht die erste Krise der Demokratie. Wie lassen sich in der akademischen Diskussion oft nach Fächern getrennt betrachtete Krisen zusam­mendenken? Bleibt dabei eine der Krisensituation angemessene Ungeduld erhalten? Das Seminar liest und diskutiert „Die Ge­sellschaft der Gleichen“ (Pierre Rosanvallon, Paris 2011/Berlin 2017). Dieses Buch mutet sich zu, Erfindungen und Krisen der Gleichheit oft radikal zugespitzt und in ungewöhnlich komprimierter Abfolge darzustellen. Mit dieser histori­schen Rekonstruktion, aber auch mit theoretischen Einsprüchen arbeitet es ei­ner unglücklichen innerdisziplinären Arbeitsteilung (Demokratieforschung in den politikwissen­schaftlichen Instituten, Ungleichheitsforschung in den soziologischen Instituten) entgegen. Was tun, wenn eine Verständigung über ungerechte Ungleichheiten weiterhin stockt? Wie und wo soll das ideengeschichtliche Repertoire des Nachdenkens über Ungerechtigkeit mit den Instrumentarien sozialwissenschaftlich begleiteten und wohlfahrtsstaatlich praktizierten Umgangs mit Ungleichheiten zusammenfinden? Rosanvallon schlägt vor: Im Modus einer „Beziehungsgleichheit“. Dieses Anliegen rechtfer­tigt ein Lektüreseminar. Eine Anschaffung des Buchs (Die Gesellschaft der Glei­chen) ist für eine Teilnahme unumgänglich (spätestens zum 2.11.). Einige Exemplare können (am 20.10.) über den Dozenten für 18 Euro erworben wer­den.


Weiterführende Literatur

Dubet, F. (2008 [2006]). Ungerechtigkeiten. Zum subjektiven Ungerechtigkeitsempfinden am Arbeitsplatz. Hamburg: Hamburger Edition.

Kreckel, R. (2004/1992). Politische Soziologie der sozialen Ungleichheit. Frankfurt a. M.: Campus.

Mau, S., Lux, T., & Westheuser, L. (2023). "Triggerpunkte". Konsens und Konflikt in der Gegenwartsgesellschaft. Berlin: Suhrkamp.

Moore, B. (1987 [1978]). Ungerechtigkeit: Die sozialen Ursachen von Unterordnung und Widerstand (Vol. Suhrkamp): Frankfurt a. M.

Neckel, S. (2012). Die Wirklichkeit des Leistungsprinzips. Ansprüche, Krisen, Kritik. Kurswechsel(3), 64-70.

Rosanvallon, P. (2010/2008). Demokratische Legitimität: Unparteilichkeit, Reflexivität, Nähe. Hamburg: Hamburger Edition.

Savage, M. (2021). The Return of Inequality. Social Change and the Weight of the Past. Cambridge: Harvard UP.

Terpe, S. (2009). Ungerechtigkeit und Duldung. Die Deutung sozialer Ungleichheit und das Ausbleiben von Protest. Konstanz: UVK.

Weischer, C. (2022). Stabile UnGleichheiten. Eine praxeologische Sozialstrukturanalyse. Wiesbaden: Springer.


Anforderungen

SL: Vorbereitung eines den Seminartext (nicht bloß zusammenfassenden, sondern) in eigenständiger Weise zuspitzenden Referats. Diese Präsentation richtet sich an ein Publikum, das den Seminartext gelesen hat. Bitte stellen Sie Ihre Präsentation unter einen Titel (statt den Titel des Seminartextes bloß zu übernehmen), der ankündigt, wofür der Seminartext Originalität beansprucht. Bitte arbeiten Sie in Form eines Thesenpapiers auf max. 5 Textfolien mit jeweils ca. 60 eigenen Wörtern aus, worin diese Ansprüche bestehen. Bitte verwenden Sie auf diesen Folien keine Stichpunkte ("Spiegelstriche"), sondern Sätze. Bitte verwenden Sie keine Pfeildiagramme, sondern Konjunktionen und Verben. Bitte schicken Sie diese Datei (als pdf) spätestens 5 Tage vorab an den Dozenten.

 

PL: Schriftliche Hausarbeit mit Bezug zum Seminarthema. Abgabe spätestens 30.3.24 (pdf per E-Mail an den Dozenten). Format nach den üblichen Vorgaben, d.h. 12-15 Textseiten bei Arial 11pt oder Times 12pt, Zeilenabstand 1,5. Bitte achten Sie auf eine vollständige und einheitliche Zitierweise. (Es gibt keine Vorgaben zum Zitationsstil.)