Kreativagentur, Kreativbedarf, Kreativcoach, Kreativdirektorin, Kreativindustrie, Kreativmodus, Kreativpause, Kreativpotential, Kreativquartier, kreatives Schreiben, Kreativitätstechnik, Kreativitätstraining, Kreativurlaub, Kreativwirtschaft: „Entdeckungen“ des Kreativen reißen nicht ab. Angesichts multipler und existenzieller Krisen verheißen sie eine nie versiegende Quelle für Problemlösungen. Die Sozial- und Kulturwissenschaften gehen zu solchen Versprechungen vornehmlich, mal (selbst)kritisch, mal (selbst)ironisch, auf Distanz. Im Fall wissenschaftlicher Forschung ist das allerdings ein fragwürdiges Manöver. Kann es darum gehen, der Wissenschaft die Fähigkeit abzusprechen, kreative Problemlösungen hervorzubringen? Das Seminar diskutiert Bedingungen dafür, die Praxis (und nicht nur die Selbstbeschreibung) der Wissenschaft als kreativ zu bestimmen. Grundlegend dafür ist zunächst eine Hinwendung zur Pragmatik der Kreativität, die im Kontext dominanter soziologischer Theorieströmungen (Strukturdeterminismus; Differenzierung) etwas schwerfällt. An zweiter Stelle geht es – gegenläufig zu rationalistischen Wissenschaftsphilosophien, aber auch gegen mächtige populäre Darstellungen von Wissenschaft – um eine Dezentrierung von kreativen Individuen und einen Fokus auf kooperative Zusammenhänge. In einem dritten Schritt befasst sich das Seminar mit der Didaktik wissenschaftlicher Produktionsgemeinschaften. Es befragt den Modellcharakter, der spezifisch wissenschaftlicher Kreativität weit über das akademische Feld hinaus zugesprochen wird. Einzige Voraussetzung zur Teilnahme am Seminar ist die Bereitschaft zur minutiösen vorbereitenden Lektüre teils zunächst schwer zugänglicher Texte. (Das Lesepensum umfasst ca. 150 Seiten, davon ca. 60 in englischer Sprache.)
Anforderungen
SL: Vorbereitung eines den Seminartext (nicht bloß zusammenfassenden, sondern) in eigenständiger Weise zuspitzenden Referats. Diese Präsentation richtet sich an ein Publikum, das den Seminartext gelesen hat. Bitte stellen Sie Ihre Präsentation unter einen Titel (statt den Titel des Seminartextes bloß zu übernehmen), der ankündigt, wofür der Seminartext Originalität beansprucht. Bitte arbeiten Sie in Form eines Thesenpapiers auf max. 5 Textfolien mit jeweils ca. 60 eigenen Wörtern aus, worin diese Ansprüche bestehen. Bitte verwenden Sie auf diesen Folien keine Stichpunkte ("Spiegelstriche"), sondern Sätze. Bitte verwenden Sie keine Pfeildiagramme, sondern Konjunktionen und Verben. Bitte schicken Sie diese Datei (als pdf) spätestens 5 Tage vorab an den Dozenten.
PL: Schriftliche Hausarbeit mit Bezug zum Seminarthema. Abgabe spätestens 30.3.24 (pdf per E-Mail an den Dozenten). Format nach den üblichen Vorgaben, d.h. 12-15 Textseiten bei Arial 11pt oder Times 12pt, Zeilenabstand 1,5. Bitte achten Sie auf eine vollständige und einheitliche Zitierweise. (Es gibt keine Vorgaben zum Zitationsstil.)
- Dozent/in: Jörg Potthast